Im Winter Kristalle und Flocken decken die Erde in dichter Schicht. Darüber schreiten, stapfen und gleiten. Frische des Winters im warmen Gesicht. Gisela Munz-Schmidt Aus: Winter-und Weihnachtsbuch
Autor: Gisela Munz-Schmidt (Seite 3 von 8)
Narrenzug Hoorig hoorig hoorig isch die Katz In der schönen alten Chaise sitzen unsere Narreneltern: Unsere breite Narrenmutter und der rotgenaste Vater lassen sich um Brezeln bitten - Bissig bissig bissig isch der Hund Und der lange Narrenbaum, gezogen von der Zimmergilde: Schwarze Hosen, Silbermünzen, fesche Hüte, breite Krempen, lieben Bier und scharfe Schnäpse - Borstig borschtig borschtig isch die Sau Eine bunte Schar von Kindern: Wilde Katzen, milde Bärlein, Königinnen und Prinzessen, Indianer, Mäuse, Ritter, Zorros, Cowboys, Punks - Buure Buure Buure fresset Würscht Alte Wieber, Zwergensippen, weitgereiste Wüstenscheiche, Mäschkerle mit Tradition, Larven, Musik, Umzugskarren, alles läuft im Zug der Narren - Gizig gizig gizig isch der Beck Mit Seilen und Keilen, ohne sich zu beeilen, wird der Narrenbaum gestellt, vom Polizisten laut verschellt, und durch knallende Karbatschen mächtig kräftig eingeschnellt. Gisela Munz-Schmidt
Narrentreffen Viererbund in Überlingen
Häuser geschmückt mit rot-gelben Fahnen, Narrenmutter und -vater vereint, Menschenmassen in Reihen und Bahnen, ein Glück, dass ein bisschen die Sonne scheint! Leute schauen aus Zimmern und Stuben, genießen den Logen-Überblick. Bläser schmettern in Hörner und Tuben, Stimmung macht die Narrenmusik. Hänsele kommen mit ihren Karbatschen, schnellen, und seien sie noch so klein, mit kräftigem Schwung und Seilendeklatschen wuchtig die neue Fasnet ein. Vornehme Narren aus uralten Zünften jeder mit seinem eigenen Gesicht, dazwischen Bären, als wie in Brünften brummend: Zuschauer, fürchtet euch nicht! Orangen und Bonbons und Würste am Stiel, ein Geben und Nehmen und Werfen und Fangen, im wechselnden Narr- und Betrachterspiel. Nur ich kann keine Brezel erlangen. Schwere Schellen und gut betucht, sauberes Leinen und feines Gestick, jede Bewegung voll Anmut und Zucht, der Narrensamen am Kälberstrick. So viele Masken, aus Holz schön geschnitzt, so viele Bloter- und Pinselstecken, übermütig, vergnügt und verschmitzt beim Kopfdraufschlagen und Mädchennecken. Fransenkleidle und Benner Rössle ziehen stolz und bewegt im Rund, Hansel, Narro und Hänsele, so prächtig präsent ist der Viererbund! Hänsele, Schantle und Federhannes liefen im bunten Zug durch das Tor. Wie ein langer Strom, so rann es, bis dann an meine Füße ich fror. Gisela Munz-Schmidt
Masken
Masken geschnitzt. Mienen verschmitzt, Gefühl und Stimmung eingeritzt. Ausdruck gewitzt. Münder verzogen und Lippen gespitzt. Augen offen oder geschlitzt wie Ohren…. Gisela Munz-Schmidt
Alte Wieber
Fastnachtsfieber - Alte Wieber Merk ich Fastnachtswinde wehn durch alle Ritzen, kann zu Hause ich nicht länger sitzen, hole meine schwarze Seidenbluse mit den schönen Spitzen und den langen schwarzen Rock mit Seitenschlitzen, Omas Ausgehhut mit feinen Litzen und der kühnen Feder drauf, der spitzen, Stock und Schirm und Charme zum Flitzen, Täschchen, Umhang, Spiegel: meine Augen blitzen, ich fühl wallend mich vor Fasnetswonne schwitzen, spüre fliegend wilde Fasnetshitzen, denn es schüttelt mich das Fastnachtsfieber, und ich reih mich selig-glücklich ein in den Zug der alten Wieber. Gisela Munz-Schmidt
Aschermittwoch
Aschermittwoch Müde, ganz erschöpft mit wehem Kopfe, meine Füße wundgetanzt seit Tagen, wanke fröstelnd ich durch aschermittwöchliche Gassen, Fastnachtsfieber hat mich gestern Nacht verlassen, ausgeglonkert ausgejuckt ausgeschnellt abgestellt so wie mein Häs. Fasten muss ich, Katers Beute, streng ab heute, und ich schwör, ich esse nur noch Kutteln, Fisch und sauren Käs. Gisela Munz-Schmidt
Wendelgard von Halten Die Haltnau-Sage erzählt uns genau die Geschichte einer besonderen Frau. Schlechtes und Gutes, Fluch und Segen tat das Schicksal ihr in die Wiege legen. Doch was es ihr auch hat gebracht, sie hat das Beste daraus gemacht. Erbin war sie von großem Besitz direkt am See - und Mutterwitz und ein klarer Verstand, eine liebe Art, eine offene Hand, das alles sprach man gern ihr zu. Aber anderes ließ ihr keine Ruh: Sie trug einen Höcker auf dem Rücken, konnte schlecht gehen und kaum sich bücken, war überdies auch im Gesicht wahrhaftig eine Schönheit nicht. Sie hatte ein Schnäuzlein wie das eines Schweines, ein Rüsselchen eben, wenn auch ein kleines. Je älter sie wurde, je mehr offenbar warn die Mängel, und sie ihrer gewahr. Es ließ auch das Höhnen und Spotten nicht nach. So seufzte sie häufig:“O weh und o ach!“ und weinte in ihr Schüsselchen: „Keiner gibt mir ein Küsselchen!“ Oft hat sie darüber nachgedacht, die Tränen getrocknet: „Es wär doch gelacht, wenn alles, selbst wenn ich mich schäme, nicht doch ein glückliches Ende nähme! Schließlich hinterlasse ich, wenn ich sterbe, ein beachtlich großes Erbe!“ Also schritt sie energisch zur Tat und ließ kommen den Meersburger Rat, dem sie die Sache zur Sprache brachte und ausgeklügelt den Vorschlag machte: Bis an ihr seliges Ende sollte einer der Räte, so wie sie es wollte, jeden Sonntag, nach dem Morgenkuchen, zur Gesellschaft sie besuchen, sie würden ausfahren und dinieren, ubd danach noch gut soupieren, und zum Abschied gäb‘s als Dank ein Küsselchen auf das Wendelgardsche Rüsselchen. So hätte sie wenigstens wöchentlich eben eine schöne Freude und etwas vom Leben. Und wenn ihr Gott dann die Lider schließe erbe Meersburg alles, Weinberg und Wiese. Aber der Rat tat sich gerieren, die Räte sich genieren und zieren, und sie gaben hochnäsig abschlägig Bescheid und sagten nicht einmal: „Es tut uns leid.“ Jungfer Wendelgard ließ sich‘s nicht verdrießen und kam zu folgendem Beschließen: Wenn der Nachbar gar nicht will zur Linken, werde ich über den Bodensee winken, vielleicht geht Konstanz den Handel ein und will der Haltnau Besitzer sein? Sie trug ihr Erbe Konstanz an, und die Räte, Mann um Mann, kamen , ohne zu murren oder zu fluchen, tapfer zum sonntäglichen Besuchen. Sie standen pflichtschuldig durch das Programm, und als dieses jeweils zu Ende kam, gab‘s noch zum Schluss auf‘s Rüsselchen ein beherztes Küsselchen. So ging es Woche um Woche, Jahr um Jahr, und als Wendelgard betagt gestorben war, fielen Wiese und Weinberg und Ross und Kuh, fiel alles den wackeren Konstanzern zu. Konstanz hat Mitleid und Weitblick bewiesen, und wir können die Haltnau noch heute genießen. Gisela Munz-Schmidt Quellen: Gedenktafel am Weingut Haltnau und Theodor Lachmann, Sagen und Bräuche am Überlinger See, Weißenhorn, 1972
Jahreswende Gib mir die Hand. Lass uns die Stunden im Niemandsland zwischen den Zeiten genießen und dehnen. Uns aneinander lehnen. Es steigen- helle Pracht- Kaskaden der Erinnerungen und Träume in die Nacht. Sie blitzen auf und fallen glänzend nieder aus der Ferne, funkelndes Feuerwerk sprühender Sterne! Die Uhr rückt weiter, und die Zeit nimmt ihren Lauf. Sie reißt uns mit, und niemand hält sie auf. Alles wird anders, kein Stern bleibt, wie er war. Ich wünsch uns Glück und Mut und Zuversicht für jedes neue Jahr! Gisela Munz-Schmidt
Weil Krieg sengt und weil Hunger brennt und weil Neid zündelt und weil Hass fackelt und weil Gewalt flammt und weil Not lodert gibt es Weihnachten eigentlich nicht. Weihnachten wäre ganz anders: Ein wärmendes Feuer. Die ewige Flamme. Leuchtendes Licht. Gisela Munz-Schmidt Aus: Winter-und Weihnachtsbuch
Trotz alledem:
Frohe Weihnachten und ein glückliches neues Jahr!
Merry Christmas and a Happy New Year!
Zur Geschichte dieses Buches :
( ein bisschen Nostalgie in eigener Sache…)
10 Jahre lang schrieb ich für die Weihnachtsbeilage der Überlinger Seewoche eine Kurzgeschichte und Gedichte. Das waren meine allerersten Veröffentlichungen! Den Redakteurinnen Eva-Maria Henkel-Böhret und Reinhild Kopsch verdanke ich deren Organisation und Präsentation.
Diese Textsammlung bildete die Grundlage für das Winter-und Weihnachtsbuch, das Sibylle Buderath mit Aquarellen ergänzte und illustrierte und das 1998 in der ersten Auflage im Verlag Stadler erschien und in Owingen getauft wurde.
„ Als ich nach Hause ging, schien das Licht auf besondere Weise zu leuchten, so als seien tausend Kerzen am Himmel aufgesteckt, und es war doch nur die eine Dezembersonne, die weich schien und dem Morgen die Kälte abnahm so wie einer des anderen Last.“
GISELA Munz-Schmidt
Aus:Winter-und Weihnachtsbuch
Ja, es ist wahr. Schutz und Gefahr. Die Sonne und die See. Wonne und Weh. Ohnmacht und Macht. Tag und Nacht. Und dazwischen? Ich. Wir. Irrfahrt. Heimfahrt. Odysee. Gisela Munz-Schmidt
Das Optimum liegt nicht immer im Extrem.
Lothar Hüther
Icarus: “Like a poor worm on earth I lie. What is above me way up high? What is beyond that endless sky? I ask, I think, I long, I sigh: I want to try. I will surpass the eagle‘s cry. I do need wax, I do need wings, and then I‘ll fly. My prudent father‘s warnings I deny. I want to know the answer to all „why“: I‘ll try. The sun‘s my goal. I am my body and my soul. Man am I and no fluttering butterfly, I take the risk, I am not shy, I want to know and want to try… Daedalus: “Man is not God. The sun is hot. In fire and glory, Son, you‘ll die.“ Icarus: “All men are mortal, death I do not fear. Support me and sustain me, Father dear, my chance is here, heaven is clear, please help me, Father, for my aim is near.“ Daedalus: „Consider sun and sea! Blessed be your end as was your birth.“ Icarus tried and flew and fell, and by his father he was buried in the earth. Gisela Munz-Schmidt
It reminds me of TITAN, TITANIC and some other things……
Unter diesem Titel habe ich 2018 mit der Owinger Hobbymalerin Ursula Dieterich Lesezeichen, Karten und einen Flyer zusammengestellt. Wir lieben unsere Singvögel natürlich nicht nur im Winter, aber an unseren Futterplätzen kommen sie uns besonders nahe. Wir lieben sie nicht nur wegen ihrer Schönheit, ihrer Nützlichkeit und wegen ihres Gesanges, sondern vor allem, weil sie wie wir ein Teil der Natur sind, die wir achten und schützen wollen.
Ophelia und Ruby haben sich inspirieren lassen!
In diesem November stelle ich Euch nach und nach unsere Wintergäste vor!
Rotkehlchen
Robin
Rotkehlchen Ganz nahe am Haus kennt es sich aus, unser kleines Vogelseelchen! Spitzer Schnabel, weiche Federn, rotes Kehlchen. Gisela Munz-Schmidt
Robin Rusty-red chest and little sharp bill swiftly hopping in winter and chill, with tiny fine feathers, gray, white and soft, curious and nosy around house and loft. He certainly is our sweetest guest: Robin Redbreast. Gisela Munz-Schmidt
Die häufigsten Gäste sind bei uns zur Zeit Blaumeisen und Kohlmeisen. Sie kommen in Gruppen, picken einzelne Körner und fliegen flink weiter. Wenn sie sich sicher fühlen, entkernen sie die Sonnenblumensamen vor Ort mit energischen kurzen Hieben, tick, tick, tick,tick!
Blaumeisen, Kohlmeisen und die Haubenmeise
Blue Tit, Great Tit aNd Crested Tit
Meisen Ja die Meisen kommen alle wieder mit dem Gelb- und Blaugefieder, und sie zwitschern ihre Sänge um die runden Fettgehänge, und sie fressen alle gerne leckere Sonnenblumenkerne- ist die Welt auch schneebedeckt: Unser Tisch ist gut gedeckt! Gisela Munz-Schmidt
Blue Tits As snow flakes glitter Blue Tits, how they twitter! Full of good mood and wits. Every fine feather fits. I am ready to feed them all they need. Nuts and grain and seed, tasty fatty little bits. Gisela Munz-Schmidt
Haubenmeise
Diesem kleinen Vogelzwerge
steht ein kecker Schopf zu Berge,
es sorgte die kühne Mutter Natur
für eine kesse Punkfrisur.
So zaubert dieser winzige Wicht
ein Lächeln in jedes Menschengesicht.
Gisela Munz- Schmidt
Crested Tit The most outstanding hairstyle in town- the Tit, a little clown with a crown! As small as its sister in Blue, and a bit more elegant than the yellow Great Tit. A look -with birds rarely used- makes watchers fondly amused! Gisela Munz-Schmidt
Natürlich kommen auch die geselligen Sperlinge in Scharen – Spitzname: Spatzen. Da wir auf dem Land wohnen, sind bei uns die Feldsperlinge mit ihren kleinen schwarzen Ohrenschützern häufiger als die Haussperlinge. Sie fahren mit ihren Schnäbeln wild im Futterangebot herum und streuen viele Kerne auf den Boden, was wiederum anderen Bodenfressern zugute kommt, den Buchfinken zum Beispiel
Sperlinge
Sparrows
Wenn‘s kalt wird und friert zum Gotterbarmen, dann sucht man die Nähe zum Nächsten, zum Warmen, zu Seinesgleichen, zum Schatz. Das gilt auch für Familie Spatz! Gisela Munz-Schmidt
Familie Spatz Großfamilie Spatz füllt den ganzen Platz! Sie schwirren und sie stieben, voller Tschilp und Ulk, aber lange sind sie nicht geblieben, immer streitbar gut gelaunt und heiter ziehen sie weiter, stets im Pulk. Gisela Munz-Schmidt
The Sparrow Family Be the bird feeder small, tall, broad or narrow its food is all fun to Family Sparrow. Their slogan is simple: no order, no border. They eat while they chirp and they chirp while they eat and enjoy to the fullest the generous treat. After filling their bellies they are flinging the rest to the very next best and with spirits high off they fly. Gisela Munz-Schmidt
Zaunkönig
Warum wir das Vögelchen Zaunkönig nennen?
Nicht jeder kann seine Geschichte kennen.
Versammelt waren alle Vögel -Hähne und Hennen.
König sollte sein, wer am höchsten kann fliegen.
Dieser würde im Hochflug-Wettbewerb siegen,
um den majestätischen Titel zu kriegen.
Der stolze Adler begann zu hoffen,
hoch stieß er, und der Himmel schien offen,
alle anderen Vögel schauten betroffen:
Kein Zweifel war möglich, ohne Besinnen
war allen klar: Er würde gewinnen!
Doch in seinem Gefieder tief drinnen
war ein kleiner Vogel mit hochgeflogen.
Als der Adler umdrehte, hatte der sich erhoben
und rief: Der König bin ich! Und ungelogen
riefen alle Vögel:Der König bist du, kleiner Wicht!
Größe und Stärke allein zählen nicht!
Und hier endet das Zaunkönigskrönungsgedicht.
Gisela Munz-Schmidt
Dem ZaunkÖnig auf unserem Balkon gewidmet
Nach der Fabel von Aesop