Lyrik vom Bodensee

Monat: Februar 2024

Frühblüher

Es blühen die Zärtlichen, Zarten.

Vorbei alles Warten.

Sonne wächst aus dem Garten.

Gisela Munz-SCHMIDT
Aquarell von Sibylle Buderath

„Denn das Kleine entzückt vor dem Großen,

und das Blau ist ewiger als das Rot.“

Gisela Munz-Schmidt
Violett

Ich mische kühles Blau
und warmes Rot,
und es entsteht auf der Palette
das Violette.
Die Farbe früher Veilchen,
des ersten Frühlings Lieder.
Die lila Aster spät im Jahr.
Und auch, wie wunderbar,
der Duft von frischem Flieder.

Gisela Munz-Schmidt


 
Das Veilchen

Warum lieb ich dich so?
Das Kleine?
Das Feine?
Das Reine?
Das Meine?
Weil ich mich bücken muss,
um das Entzücken zu erleben.
Weil ich den Duft liebe und die vielen Gedichte,
die sich mit dem Veilchen befassen.
Doch pflücken soll ich es nicht.
Ich will es für andere stehen lassen.

Gisela Munz-Schmidt 


Aquarell von Sibylle Buderath

Osterglocken

…wiegen sich im Wind
in der Wiese und im Park
wild und kultiviert…

Gisela Munz-Schmidt

Wie bekannt ist, heißen Osterglocken Narzissen, nach Narziss, einem griechischen Adonis. Ein Beau.

Narziss

An eines Sees oder Flusses Gestaden
zog er sich aus. Er wollte baden.
Im Wasser sah er sein Spiegelbild
verheißungsvoll lächeln,
betörend mild,
hinreißend wild,
mit gleichem maßlosen Begehren.
„Du bist so schön, ich liebe dich.“
Er wollte sich nicht wehren.
Und da versank er
in sich.
Er ertrank.

Gisela Munz-Schmidt

Am Ufer erblühten dann die ersten Narzissen.


Den Frühling finden

Die Sonne, die Wärme, die Osterglocken
wollen ins Freie und Weite dich locken.
In Gärten, zwischen Polstern und Blütenkissen,
wiegen sich die Prachtnarzissen.
Oder sieh doch! Diese
stehen heiter in der Wiese
mit leuchtendem Gelb und frischem Grün,
schau nur, wie sie üppig blühen!

Schnür deine Schuh und mach dich bereit:
Jetzt kommt die unbeschwerte Zeit!

Gisela Munz-Schmidt



Aquarell von Sibylle Buderath
Gänseblümchen

Erinnere dich:
Die Welt war weiß voll Schnee.
Aber alles weggeschmolzen,
fortgeweht und hingetaut,
und nun sehen wir,
entzückend und vertraut,
diese süßen kleinen Gänseblümchen
auf der grünen Wiese.

Gisela Munz-Schmidt 




Purpurne Blüten in unserem Garten:
Das ist Naturlyrik pur!

Primel
Alpenveilchen

Lenzrose

Fotos: Gisela Munz-Schmidt

Rosen am Weg

Ich weiß, es ist zu früh für Rosen, jahreszeitlich.

Aber es ist nie zu früh oder zu spät, die Fülle zu fühlen oder durch neue Pforten zu gehen. Überall und irgendwo stehen Türen offen.

.

Ausweg

Kalter Regen
schnitt in alte Spinnweben
und bleiern bleckte 
der Asphalt.
Da lief ich
und holte mir
einen Arm voll
Rosen.

Gisela Munz-Schmidt

Aus: Kleine Gedichte Große Gefühle

Liebe

Geh doch zu den Rosen,
wenn du wissen willst, 
was Liebe ist.
Sich öffnen. 
Sich verströmen.
Sein Äußerstes 
und Innerstes geben.
Trotz Regen und Sturm und Wind
für die Sonne leben.

Gisela Munz-Schmidt 

Aus: Kleine Gedichte Große Gefühle

Maria

Heute, an Mariä Lichtmess, will ich mich Maria widmen. Ich beschäftige mich zur Zeit unter anderem mit der Mondsichelmadonna oder auch Strahlenkranzmadonna, denn ich lebe im Bodenseeraum in einer kulturkatholisch geprägten Gegend mit zahlreichen Kunstschätzen, welche die Mutter von Jesus darstellen.
In unserem Winter-und Weihnachtsbuch ( mit Aquarellen von Sibylle Buderath im Verlag Stadler Konstanz) steht mein Gedicht in etwas geänderter Fassung:

Maria

Wer bist du? Niemand weiß es genau.
Mutter. Göttin. Frau.

Du hast dein Kind auf die Welt gebracht
unter Schmerzen wie wir. Licht in die Nacht.

Wir sehen dich wieder übergroß,
Pietà, den gekreuzigten Sohn auf dem Schoß.

In Mandorla und Rosenkranz
wirst du verehrt im Kerzenglanz.

Deine Farben sind uns von jeher vertraut.
Vergangen bist du und ewig. Glatt bleibt deine Haut.

Du hast gelebt, geliebt, gelitten, gebüßt.
Maria. Sei mir gegrüßt.

Gisela Munz-Schmidt

Rosenkranzaltar in der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Owingen:


Foto aus: Hermann Keller Norbert Zysk , Pfarrei Owingen und Billafingen, 2001

Als Mondsichel- oder Strahlenkranzmadonna wird in der christlichen Ikonographie ein Marienbildnis bezeichnet, das durch die Beschreibung der apokalyptischen Frau in der Offenbarung des Johannes geprägt ist. Die Mutter Gottes steht auf einer Mondsichel, die manchmal auch von einer Schlange umwunden ist, hält meistens das Jesuskind auf dem linken Arm und in der Rechten oft ein Zepter.

Offenbarung 12: ( Übersetzung Martin Luther)

„Und es erschien ein großes Zeichen im Himmel: ein Weib, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen.“