Icarus: “Like a poor worm on earth I lie. What is above me way up high? What is beyond that endless sky? I ask, I think, I long, I sigh: I want to try. I will surpass the eagle‘s cry. I do need wax, I do need wings, and then I‘ll fly. My prudent father‘s warnings I deny. I want to know the answer to all „why“: I‘ll try. The sun‘s my goal. I am my body and my soul. Man am I and no fluttering butterfly, I take the risk, I am not shy, I want to know and want to try… Daedalus: “Man is not God. The sun is hot. In fire and glory, Son, you‘ll die.“ Icarus: “All men are mortal, death I do not fear. Support me and sustain me, Father dear, my chance is here, heaven is clear, please help me, Father, for my aim is near.“ Daedalus: „Consider sun and sea! Blessed be your end as was your birth.“ Icarus tried and flew and fell, and by his father he was buried in the earth. Gisela Munz-Schmidt
Kategorie: Englische Gedichte / Poems (Seite 1 von 2)

Unter diesem Titel habe ich 2018 mit der Owinger Hobbymalerin Ursula Dieterich Lesezeichen, Karten und einen Flyer zusammengestellt. Wir lieben unsere Singvögel natürlich nicht nur im Winter, aber an unseren Futterplätzen kommen sie uns besonders nahe. Wir lieben sie nicht nur wegen ihrer Schönheit, ihrer Nützlichkeit und wegen ihres Gesanges, sondern vor allem, weil sie wie wir ein Teil der Natur sind, die wir achten und schützen wollen.
Ophelia und Ruby haben sich inspirieren lassen!
In diesem November stelle ich Euch nach und nach unsere Wintergäste vor!
Rotkehlchen
Robin

Rotkehlchen Ganz nahe am Haus kennt es sich aus, unser kleines Vogelseelchen! Spitzer Schnabel, weiche Federn, rotes Kehlchen. Gisela Munz-Schmidt



Robin Rusty-red chest and little sharp bill swiftly hopping in winter and chill, with tiny fine feathers, gray, white and soft, curious and nosy around house and loft. He certainly is our sweetest guest: Robin Redbreast. Gisela Munz-Schmidt

Die häufigsten Gäste sind bei uns zur Zeit Blaumeisen und Kohlmeisen. Sie kommen in Gruppen, picken einzelne Körner und fliegen flink weiter. Wenn sie sich sicher fühlen, entkernen sie die Sonnenblumensamen vor Ort mit energischen kurzen Hieben, tick, tick, tick,tick!
Blaumeisen, Kohlmeisen und die Haubenmeise
Blue Tit, Great Tit aNd Crested Tit

Meisen Ja die Meisen kommen alle wieder mit dem Gelb- und Blaugefieder, und sie zwitschern ihre Sänge um die runden Fettgehänge, und sie fressen alle gerne leckere Sonnenblumenkerne- ist die Welt auch schneebedeckt: Unser Tisch ist gut gedeckt! Gisela Munz-Schmidt

Blue Tits As snow flakes glitter Blue Tits, how they twitter! Full of good mood and wits. Every fine feather fits. I am ready to feed them all they need. Nuts and grain and seed, tasty fatty little bits. Gisela Munz-Schmidt

Aquarell von Ursula Dieterich
Haubenmeise
Diesem kleinen Vogelzwerge
steht ein kecker Schopf zu Berge,
es sorgte die kühne Mutter Natur
für eine kesse Punkfrisur.
So zaubert dieser winzige Wicht
ein Lächeln in jedes Menschengesicht.
Gisela Munz- Schmidt
Crested Tit The most outstanding hairstyle in town- the Tit, a little clown with a crown! As small as its sister in Blue, and a bit more elegant than the yellow Great Tit. A look -with birds rarely used- makes watchers fondly amused! Gisela Munz-Schmidt

Aquarell von Ursula Dieterich
Natürlich kommen auch die geselligen Sperlinge in Scharen – Spitzname: Spatzen. Da wir auf dem Land wohnen, sind bei uns die Feldsperlinge mit ihren kleinen schwarzen Ohrenschützern häufiger als die Haussperlinge. Sie fahren mit ihren Schnäbeln wild im Futterangebot herum und streuen viele Kerne auf den Boden, was wiederum anderen Bodenfressern zugute kommt, den Buchfinken zum Beispiel
Sperlinge
Sparrows

Wenn‘s kalt wird und friert zum Gotterbarmen, dann sucht man die Nähe zum Nächsten, zum Warmen, zu Seinesgleichen, zum Schatz. Das gilt auch für Familie Spatz! Gisela Munz-Schmidt

Familie Spatz Großfamilie Spatz füllt den ganzen Platz! Sie schwirren und sie stieben, voller Tschilp und Ulk, aber lange sind sie nicht geblieben, immer streitbar gut gelaunt und heiter ziehen sie weiter, stets im Pulk. Gisela Munz-Schmidt
The Sparrow Family Be the bird feeder small, tall, broad or narrow its food is all fun to Family Sparrow. Their slogan is simple: no order, no border. They eat while they chirp and they chirp while they eat and enjoy to the fullest the generous treat. After filling their bellies they are flinging the rest to the very next best and with spirits high off they fly. Gisela Munz-Schmidt
Zaunkönig
Warum wir das Vögelchen Zaunkönig nennen?
Nicht jeder kann seine Geschichte kennen.
Versammelt waren alle Vögel -Hähne und Hennen.
König sollte sein, wer am höchsten kann fliegen.
Dieser würde im Hochflug-Wettbewerb siegen,
um den majestätischen Titel zu kriegen.
Der stolze Adler begann zu hoffen,
hoch stieß er, und der Himmel schien offen,
alle anderen Vögel schauten betroffen:
Kein Zweifel war möglich, ohne Besinnen
war allen klar: Er würde gewinnen!
Doch in seinem Gefieder tief drinnen
war ein kleiner Vogel mit hochgeflogen.
Als der Adler umdrehte, hatte der sich erhoben
und rief: Der König bin ich! Und ungelogen
riefen alle Vögel:Der König bist du, kleiner Wicht!
Größe und Stärke allein zählen nicht!
Und hier endet das Zaunkönigskrönungsgedicht.
Gisela Munz-Schmidt
Dem ZaunkÖnig auf unserem Balkon gewidmet
Nach der Fabel von Aesop

Aquarell von Ursula Dieterich

dpa 2007 , Detail
Four
call her Mother.
To other
people
she has been
the Queen.
Years ago
I read in a magazine
that every British woman
– at least once in her lifetime-
dreams about the Queen visiting for an afternoon tea.
Getting nervous before she comes.
Being proud when she leaves.
Will this woman also invite the King?
If she loves Nature
she will.
Gisela Munz-Schmidt

Summer Summer sets sail, sun and sunshine prevail. Harbour good-bye, gold ‘s in the sky. Breezes blow well, spinnakers swell - every wind‘s friend am I. Gisela Munz-Schmidt From: My Way along Lake Constance

Aquarell 2020
Föhnstimmung In der Silberschmiede des Windes schmilzt der See und glänzt sich aus. Da glänze ich wortlos mich ein. Gisela Munz-Schmidt Aus: Wege zum See
Foehn Mood This is what happens many a day. At a sudden it's warm in a very strange way. The air is clear. The mountains seem near. The lake shines like a melting pot. Glittering shivering burning hot. A prince and a princess. An access. An excess. From long ago and recently told. Love is madness. A fancy. A frenzy. Water is silver and gold. Gisela Munz-Schmidt From: My Way along Lake Constance


Wild Roses Wild roses in an open field like love longed for and found. Mere heaven as a shield, sheer feeling as a guide, no need to hurry or to hide. All senses keen, alert and wide. To earth intrinsically bound. Gisela Munz-Schmidt

A Bloom A bloom‘s a work of art. The artist I don't know. But he or she makes grow fine form and overflow on sense and soul and mind and heart. Gisela Munz-Schmidt

The Poppy‘s Dance The glance and the dance of a poppy one day and one night. Love in delight. Mourning in trance. Gisela Munz- Schmidt

A Plant Leaf and root, flower and fruit, colour and shape, nut and grape, stem and bloom, growth and boom, gift and grant you find in a plant. Gisela Munz- Schmidt

Am Wasser II 2007
Acryl auf Maltuch
Wasser Mach mich doch nass - es sprinkelt und glitzert und spritzt, es perlt und trieft und tröpfelt, es wellt und quillt und patscht, es gluckst und glänzt und blubbert, es schlabbert und schlubbert, es quirlt und strudelt, es sprudelt - Wasser macht Spaß! Gisela Munz-Schmidt Aus: Wege zum See

Water It sprinkles and splishes and sploshes and splashes. It rushes and dashes. It hurts and it cools. It is fear and it‘ s fun. It fools with the wind and it smiles with the sun. Gisela Munz- Schmidt From: My Way along Lake Constance

Ein Kinderleben Ein Kinderleben, ein Kinderland, braucht Sonne und Hände, Wasser und Sand. Hinter dem Deich und hinter dem Damm hört die Welt auf, fängt die Welt an. Hinter der Düne und hinter dem Deich ist alles anders, sind alle gleich. Bei Ebbe und Flut ebbt alles ab, wird alles durchflutet, und alles ist gut. Gisela Munz-Schmidt

The Water in the Lake Water of constant flow. Water from ice and from snow, from running falls of the mountains, water of rivers and fountains, water from streams and from brooks and from wells, of rain, that fell drop by drop, water that seeps and that swells. Vapour and condensation. Abundance and concentration. Eternal circle without any stop. Gisela Munz-Schmidt From: My Way along Lake Constance
Mein Fluss. Der Neckar Wie jeder seine Bahn, wie jeder seinen Weg, so hat auch jeder seinen Fluss. Mein Fluss ist schmal und breit, fließt zügig und hat Wehre. Mein Fluss hat Arme alt und neu, fließt dicht und dunkel aus der Kinderzeit und hell und klärend durch die Zeit der Lehre. Er mündet schwer beladen. Wenn ich ihn heute suche, sehe ich, wie sich die Bahnen und die Wege ändern. Und finde doch den alten Schimmer und die alten Stege an seinen goldenen grünen Rändern. Gisela Munz-Schmidt

2022
Das Wasser Es ist Stauung und Fluss. Entzücken. Verdrießen. Ist Stocken und Gießen. Ist Starren und Schießen. Ist Woge und Wiege und Welle. Ist Quelle, Sog, Wirbel und Schnelle. Ist Schnee auf dem Dach und ist Eis unterm Fuß. Ist Qual und ist Not und ist Strafe und Muss. Ist Kuss auf den Lippen, Glanz, Gunst und Genuss. Es ist Anfang und Mitte und Schluss. Gisela Munz-Schmidt
Das Wasser Die alte Hydra mit den vielen Köpfen und mit keinem taucht wieder auf. Du schlägst. Das Wasser weicht. Du krallst. Und hast doch leere Hände. Du dämmst es ein. Es dringt durch alle Wände. Du kannst‘s nicht zwingen, und du kannst es nicht zerbrechen. Wenn du es säuerst, wird sich´s ätzend rächen und hilft dir doch, wenn deine Kraft nicht reicht. Gisela Munz-Schmidt
Das Wasser ist wie wir Das Wasser ist wie wir. In einer weichen Wolke Schoß wird langsam reif es und bereit und wartet eine angemessene Zeit, dann löst‘s sich los. Das Wasser ist wie wir. Als kleiner Tropfen schlägt‘s ungewappnet auf. Es trifft auf eine vorbestimmte Stelle in einen Kreis und wird zur Welle und unentrinnbar rinnend beginnt es seinen Lauf. Das Wasser ist wie wir. Es will gesellig sein, bringt sich bewegt bewegend in das Leben ein, treibt um und an, wirkt hin und her im großen Strom und mündet und geht auf im Meer. Das Wasser ist wie wir. Den Kreislauf zu vollenden sucht es von Wärme angezogen den hohen Himmelsbogen. Und Enden wird zu Wenden. Das Wasser ist wie wir... Gisela Munz-Schmidt

Unterwasser V
Im Wasser Ich liege treibend auf dem Wasser, und es wachsen mir Gedanken aus dem Kopf und Worte so wie Haare. Ich suche tastend zu ergründen, ob das, was wehend aus mir wächst, ein Teil ist auch von mir, oder ob ich, so treibend, ein Wesen schon geworden bin der andern Welt, die ich nicht kenne, ich mir selber fremd. Ich fühle jede einzelne Wurzel aus mir wachsen und geh mit jeder Faser auf in meinem Element und bin mit meiner Haut und meinen Haaren vom Wasser völlig ungetrennt wie Wasserpflanzen. Ein abgegrenzter Teil. Und doch ein Teil vom Ganzen. Gisela Munz-Schmidt
Mein Element Das wilde Wasser ist mein Element, wenn’s hoch in tausend Tropfen schlägt, weil es mich nimmt und es mich kennt, weil es mich hält und weil‘s mich trägt. Das milde Wasser ist mein Element, wenn‘s weich mir um die Füße spielt, wenn‘s zärtlich an die Brust mir zielt und weil‘s, was brennt, mir kühlt. Gisela Munz-Schmidt Aus: Wege zum See

Two Faces of Water Water is mild like bathing a child, tender and soothing and smoothing. Strong and seductive, hard and destructive water is wild. Gisela Munz-Schmidt From: My Way along Lake Constance

Dieses Meer Dieses Meer ist mir zu groß, wirft mich um, treibt mich aus blauer Lippen, jagt mir kalte Schauer über und über - diese harten Steine brennen in meine Füße ihre spitzen alten unmissverständlichen Zeichen: Ich bin, spricht die Erde, stärker als du, kleiner Mensch, und das sagt sie ohne Hohn, einfach so, übermächtig. Gisela Munz-Schmidt
Farewell Schwimm, Liebes, schwimm, ich halte dich nicht mehr. Du gehst hinunter und du suchst das Meer, ich werde bleiben. Schwimm, Liebes, schwimm. Die Wege trennen sich. Zwei Schiffe, die sich grüßen. Zwei Schiffe ohne Wiedersehen, die zu verschiedenen Häfen gehn, die unter anderen Farben stehn und andere Segel hissen. Zwei Menschen, die die Winde und die Zeit aus ihren Armen rissen. Die auseineinandertreiben. Und wie du bist und wie du warst werd ich mit wunden Fingern in die Haut von anderen Lieben schreiben. Ich werde dich vermissen. Gisela Munz-Schmidt
Die eine Perle
Die eine Perle
leg ich dir in deine Hand.
Ein Stück vom Meer,
ein Stück vom Land,
ein Körnchen Sand
inmitten einer großen Welt Getriebe.
Ein weicher Glanz
von Schüben, Schichten, Schalen und Erinnerungen
ganz umhüllt.
Beredt und doch verschwiegen.
Ich sah sie liegen
und ich hob sie auf.
Das Zeichen und den Zauber
der Liebe.
Gisela Munz-schmidt

Foto: Georg Schmidt
Venedig Venedig liegt im Abendschein. Es glänzen Kanäle und Brücken und Plätze, es leuchten alte und neue Schätze, gelassen treffen sich Gegensätze, Wasser lebt und Stein. Gisela Munz-Schmidt

Aquarell von Sibylle Buderath

Foto: Georg Schmidt
Venice An island of finest array. Presence in water cast. The glorious breath of the past. Buildings and bridges that fade or last. Reflections that change and stay. Gisela Munz-Schmidt

Foto: Georg Schmidt
Venedig : Serenissima Repubblica di San Marco
Der geflügelte Markuslöwe wird mit einem aufgeschlagenen Buch dargestellt:
Inschrift: PAX TIBI MARCE EVANGELISTA MEUS
Unser Reiseführer hat uns erzählt, dass jeder Seefahrer, der glücklich von einer Handelsreise zurückkam, der Serenissima ein wertvolles Geschenk mitbringen musste. Auch deshalb wurde die Stadt so reich. Bringen wir nicht alle auch kostbare Geschenke mit von unseren Reisen?

Aquarell von Sibylle Buderath
Mainau Bäume, mächtig, alt und stark, Blumen, prächtig im weiten Park, Beete von Blüten, von blauen und roten, Exoten wie Boten, barocke Räume, Tulpen, Dahlien, Rosenträume, Brunnen, die sich am Wege ergießen, bunte Pflanzen an Hängen, in Wiesen, Gewächse, welche gedeihen und sprießen, Farben, die ineinanderfließen: Kommen. Bleiben. Genießen. Gisela Munz- Schmidt Aus: Wege zum See

Aquarell von Sibylle Buderath
The Island of Mainau An island that holds very special treasures, full of blooms and of butterflies, full of wonders and pleasures. The tulips in spring, in summer the roses, beautiful dahlias late in fall. The charms of nature this island exposes. Full of trees and fine flowers, and I do love them all. Gisela Munz-Schmidt From: My Way along Lake Constance
An die Insel Mainau habe ich viele persönliche Erinnerungen – an Besuche allein, mit Familie oder mit Freundinnen und Freunden.
In diesem Zusammenhang fällt mir immer wieder ein, wie sich Sibylle Buderath und ich auf unser Buch „Rosen am Weg“ vorbereiteten. Sibylle wollte ihre Rosenaquarelle „en plein air“ malen, wurde aber immer wieder von neugierigen Menschen gestört, die ihr über die Schulter blicken wollten. So zogen wir zu zweit los, sie verschwand hinter die Rosenbüsche mit ihrer Staffelei, fand Motive zum Malen, und ich stand vorne als Wächterin am Weg und ließ mich durch Beobachtungen und Einsaugen der rosealen Atmosphäre inspirieren, konnte so die Leute ablenken, und wenn Sibylle fertig war, gingen wir zusammen ins Café und schauten und besprachen, welche Bilder und welche Texte zusammenpassen könnten.
Hier drei Beispiele aus unserem Lyrikbildband ROSEN AM WEG:






Auf der Insel Mainau wird nicht nur der Schönheit und Vielfalt der Pflanzen gehuldigt, sondern durch naturnahe Areale und informative Anlagen wird auch das ökologische Bewusstsein geschärft.
Besonders der Insektenschutz verdient Beachtung! Im Schmetterlingshaus und in Insektenhotels versammeln sich zahlreiche Vertreter der Insektenfamilien.
Für den NABU Überlingen habe ich 2018 eine Art Pamphlet verfasst,
nachdem ich auf den Hortus Insectorum und das Netzwerk von Markus Gastl aufmerksam gemacht wurde.
Weil die Mainau sich auch dem Insektenschutz verschrieben hat, stelle ich es hier ein, ohne Anspruch auf literarische Qualität!
Die Inhalte der Paarreime sind allerdings unbestritten.

Das Insekt Vor 400 Millionen Jahren, so wurde entdeckt, lebte bereits das erste Insekt. Und jetzt müssen wir leider, ohne Fragen, seinen gewaltigen Rückgang beklagen. Früher klebte es an Fensterscheiben, da brauchen wir es längst nicht mehr abzureiben. Möglicherweise haben wir es unter Asphalt begraben? Oder es hat einfach zu viel Glyphosat, Phosphat, Nitrat geschluckt und das Zeug einfach nicht ausgespuckt? Mit Blümchen und Bienchen ist es auch nicht weit her, Monokulturen sind artenleer. Auch die Gärten mit Schotter, Granit und Kies sind für das Insekt kein Paradies. Selbst der fliegende Luftverkehr macht dem Insekt das Leben schwer. Zwischen Hochhäusern findet sich auch nicht schnell ein angemessenes Insektenhotel. Nicht mal auf dem Balkon den Zwetschgenkuchen will so ein Insekt noch einmal versuchen. Kein Tier tanzt dir, summ summ, brumm brumm, auf deiner Menschennase herum. Die Leute müssen sich nun wohl bequemen, Bestäubung mit Pinseln selbst vorzunehmen. Und die Insektenfresser, fast hätt ich´ s vergessen, müssen nun halt jetzt was anderes fressen. Das Insekt, verachtet und verhasst, hat sich eben nicht angepasst! Ach Gott, was wird meine Liste lang, allmählich wird mir um das Insekt doch bang. Es dämmert mir langsam, und mir wird klar, das Insekt ist in großer Lebensgefahr. Und also zitiere ich Einstein hier: Erst stirbt das Insekt. Dann sterben wir. Gisela Munz-Schmidt

1920 in Graz geboren,
2008 in Baden- Baden gestorben
Gedanken auf der Rheinbrücke nach Straßburg En avant, vorwärts, dein Großvater, mein Vater, sie marschierten, Gleichschritt Marsch, Bajonette gezückt, Panzer. Über dem Rhein war der Feind. Der Feind? Ich kann es mir Gottseidank nicht mehr vorstellen. Ich fahre über die Rheinbrücke. Nur Vorfreude! Auf die schöne Stadt. Die strahlende Gotik. Die elegante Sprache. ( Und auch meine Sprache ist schön, auch meine Gotik stolz, ich liebe auch meine Städte.) Unser Rhein. Eine unserer Lebensadern. Einmal möchte ich mitten auf der Rheinbrücke anhalten und aussteigen. Warten, bis alle Insassen der anderen Fahrzeuge auch mit mir am Geländer stehen, Franzosen, Deutsche, Reisende aus aller Herren und Frauen Länder. Mit ihnen gemeinsam glücklich den Flusslauf sehen, erkennen und jubeln: Weggeschwemmt endlich alles Blut! Hier fließt lebendiges Wasser durch Europa. Gisela Munz- Schmidt
Kind der Erde Meine Arme spann ich von der Taiga bis an Frankreichs schöne Küste. Meine Wurzeln treiben unter all den vielen Inseln, und am großen Himalaja bette ich mein Haupt. Afrika ist meine Wiege, in die Anden komme ich am Abend, und im weiten Reich der Mitte liegt mein Kunstverstand. Dort am Kap siehst du mich tanzen, hörst mein Lachen tief in Georgia und in Sydney gib mir deine Hand. Ich bin ein Kind der großen Mutter Erde, und alle ihre Kontinente sind mir gleich vertraut. Und rot und schwarz und gelb und weiß und braun ist meine Haut. Gisela Munz-Schmidt Aus: Gedichte gegen Gewalt
Children of the Earth
From the boreal Taiga to the rivers of France,
from Australia’ s reefs to the African dance,
from Asian heights to America’s plains,
from British gardens to Caribbean canes,
from Egyptian Art to India’ s wonder,
from high Andean Mountains to the oceans down under,
from the snows of a mighty Swiss mountain slope
to the southern waters of the Cape of Good Hope,
from China’s Great Walls
to Victoria Falls –
We are living here, regardless of birth,
we all live as children of a wonderful Earth,
we all are humans, the next of kin,
with red, black, white, brown, yellow of skin.
Gisela Munz- Schmidt
Schlange und Taube Mein Gefühl sandte ich aus wie eine Schlange, die den Grund erspürt gleitend und meine Gedanken wie eine Taube, der am Himmel nichts entgeht, und rief sie beide zurück: „Was habt ihr erfahren, gesehen?“ “Gewalt und Grausamkeit und Blutgericht“, die Schlange spricht. Die Taube sagte:“Nein. Das sah ich nicht. Bei Tag und in der Nacht sah ich ein großes Licht.“ Gisela Munz-Schmidt Aus: Gedichte gegen Gewalt
Die Taube Und wieder steigst du auf wie eine weiße Fahne aus Meeren dunklen Bluts zerstückter Leiber und schwebst. Wie lange dieses Mal? Doch eine wichtige Weile als ein Zeichen: So könnte es, wenn wir nur alle wollten, für immer sein. Gisela Munz-Schmidt Aus: Gedichte gegen Gewalt

Parnassius Apollo
aus der Familie der Ritterfalter
Apollofalter Und schwarz und weiß und rot. Und einst ein Gott und stolzer Ritter zogst du mit hellen Scharen. Und schwarz und weiß und rot. Der Tod ist bitter, und Rittern wie dir klingen keine Fanfaren, und nirgends steht für dich ein Stein. Ritter wie du sterben still und wie Götter allein. Gisela Munz-Schmidt Parnassius Apollo An ancient God in marble-white divine. A famous knight in red-spread splendid shine. And black plague-spots of poisonous a time. White, Red and Black - the colours on your shrine. Gisela Munz- Schmidt

Verluste Doch was verlieren wir, wenn keine Falter mehr schweben? Wir überleben. Und was verlieren wir, wenn keine Schwalben mehr gleiten? Es kommen neue Zeiten. Aber den Boden unter den Füßen verlieren wir, wenn wir Hand an unsere Wurzeln legen! Was wird dann geschehen? Wir werden verarmen. Und wir vergehen. Gisela Munz-Schmidt

Butterflies ( In Sipplingen )
You see butterflies rare
in the sunlight´ s flare
at the hot hilly side.
O could like them through the air I glide!
O could I exceed
caterpillar´ s greed
and overcome the pupa´s need!
O could I fly
and swing in the blue
of the warm sky,
fly this summer with you.
Gisela Munz-Schmidt
From: My WAY ALONG LAKE Constance
verlag StadleR
Die Libelle
Ach deine starre Hülle hängt noch am Halm. Die Not war groß, du kämpftest und stießst, dann ließst du los und härtetest dich an der harschen Luft. Da zog ein Duft nach Wasser dich zum Teich. Du flogst. Nach Beute und nach Liebe. Auf deine Art. Dein ganzer Leib ein Glanz. Die Flügel klirrend hart. Gisela Munz-Schmidt
