Gisela Munz-Schmidt

Lyrik vom Bodensee

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Die Sonne geht nicht unter

Die Sonne

Ein großer Feuerball
im kalten All,
das Leitgestirn, die Sonne.
Brand, Hitze, Feuersbrunst,
doch Leben auch und Wonne.
Nur durch den Sonnenstern
wächst jeder Samen, jeder Keim und jeder Kern.

Ich bin mitnichten
der erste Mensch, der sie verehrt
und bittet um die Gunst,
dass sie uns scheint 
und wiederkehrt.
Überall gibt es Geschichten und Sagen.
Die Göttin! Ein Gott in einer Barke oder einem Wagen, 
der in einem hohen Bogen,
von Pferden oder Drachen fortgezogen,
über unseren Himmel fährt.
Aufgestiegen, hinabgesunken,
in warmen Strahlen und glühenden, glänzenden Funken.

Und auch in mir
ist das Sonnengeflecht
und in dir...

Gisela Munz- Schmidt

Die Farbe Weiß

Nymphea alba in unserem kleinen Gartenteich

Wie das Wasser weich ist und wie wichtig.

Und wie schön die Rose darin liegt:

Weiß und rein und mondgesichtig.

GISELA Munz-Schmidt
Aus: Schöner Fächer Regenbogen
Gedichte über Farben
Russische Übersetzung Vahan Alaverdian
Umschlagausschnitt 2003
Meine Intention war, Sprachen wie Farben auffächern zu lassen. Gerne hätte ich andere Sprachen hinzugefügt, Französisch, Italienisch, Niederländisch oder andere…
Durch das Flugzeugunglück 2002 kannte ich Herrn Alaverdian, der meine Texte dann dankenswerterweise ins Russische übersetzte. So stehen die drei Sprachen gleichsam stellvertretend .
Vielleicht gibt es irgendwann einmal einen Kommentar oder eine Übersetzung in einer anderen Sprache?
Rose Schneeflocke in unserem Garten
Eine Rosenblüte

Sie rührt mich und macht mich betroffen:
So zart. So weiß. So offen.
Liebte ich nicht so wie sie?
Glich ich nicht auch einem Kind?
Erinnerung wiegt sich im Wind.
Wehmut vermischt sich mit Hoffen.

Gisela Munz- Schmidt
Weich und Weiß

Ich streichle weißen Sand
wie weiche Haut.

Es streichelt weicher Wind
die weiße Wolke.

Die Wellen streicheln sanft 
das Land.

Das Land hält still
wie eine weiche weiße Hand

und wie die Wolke.

Gisela Munz-Schmidt
Weiße Orchideen
Foto: Dr. Werner Schmidt

Weiße Orchidee

Rispen
sich entfaltender Blüten,
so wie jeder Tag
entsteht aus der Nacht...

Gisela Munz-Schmidt 


Weiher und Schwan

Am Morgen liegt der Weiher

im Walde wach

und hängt dem Weinen und dem Greinen

der sieben Winde nach.

Es putzen sich die Enten,

Fasane stehn am Teich,

vom Walde schreit ein Käuzchen,

dem Weiher scheint es gleich.

Er wartet auf den Schwan.

Der Schwan ist sein Geselle.

Sein aufgeblähter Flügelrand

ist fein und weich und weiß

wie auch des Weihers Welle.

GISELA Munz-Schmidt

Weiß. Kristall. Eis.

Teil meiner Sammlung auf der Fensterbank

Warum habe ich denn eigentlich keine Kristallkugel ?

Gar nicht neugierig, was die Zukunft so bringen könnte?

Ob Plan A sich verwirklicht, Plan B gebraucht oder Planlosigkeit nötig wird?

Vielleicht habe ich einfach Vertrauen.

Ein Tag lehrt den anderen.

Dies diem docet.

Notfalls habe ich natürlich meine kleine Meditationskugel…

Oder einen Stern…

Die Farbe Orange

Sommer, Sonne, Glut.

Werdegang

Durchs Feuer gehen.

In Flammen untergehen.

Lodernd vergehen.

Der Asche entgehen.

Wie Phönix auferstehen.

Gisela Munz-Schmidt

Foto: Dr. Werner Schmidt

Gefahr und Wohltat und Nutzen

Ja nicht so nahe ans Feuer, es ist heiß, du könntest dich verbrennen.

Rück an den Ofen und wärme dich, das wird dir gut tun.

Mach den Herd an, ich will eine Suppe kochen.

Feuer ist wie Wasser ist wie Liebe

Gisela Munz-Schmidt

Rose Westzeit in unserem Garten
Rose Westzeit mit griechischen Aprikosen
Aus: Gisela Munz-Schmidt Schöner Fächer Regenbogen
Gedichte über Farben
Übersetzung ins Russische: Vahan Alaverdian

Presse ( Auswahl)

Ausführlicher Bericht von Erich Schütz im Magazin Der Linzgauer ( Bodensee- Linzgau Tourismus)

Der Linzgauer 2. Ausgabe Erich Schütz
Der Linzgauer 2. Ausgabe Erich Schütz
Der Linzgauer 2. Ausgabe Erich Schütz
Der Linzgauer 2. Ausgabe Erich Schütz

Ehrenamtliches Engagement für die Rathausgalerie Owingen

Aus: Jahresbericht 2016 Gemeinde Owingen
Aus : Jahresbericht Gemeinde Owingen

Buchvorstellung “Gedichte gegen Gewalt“ mit Bildern von Horst Müller:

Südkurier 22.12.2016

Eine Lesung über Sagengedichte:

Südkurier 25.10.2011

Lyrikweg Owingen:

Südkurier vom 4. 11.2005

Eine Lesung zum Thema Wege zum Wasser:

Südkurier 8.7.2004

Texte anlässlich des Flugzeugunglücks vom 1.Juli 2002 über Owingen und Überlingen

Südkurier 27.Juli 2002

Eine Buchvorstellung: My Way along Lake Constance

Südkurier vom 18.12.2001
Schwäbische Zeitung 31. 10. 2002

Eine Übersicht über alle Lyrikbildbände mit Sibylle Buderath im Verlag Stadler:

Ein Porträt in der Heilbronner Stimme:

Heilbronner Stimme

Flugzeugunglück am 1.Juli 2002 über Owingen und Überlingen

Dunkel wachsen die Birken aus dem Schnee wie Erinnerungen…
Artikel von Gisela Felicitas Köhns im Südkurier vom 27. Juli 2002

Als Gastgeschenke der Gemeinde Owingen wurden die zweisprachigen Gedichte den Angehörigen übergeben, anlässlich der Reise nach Baschkortostan 2003
Bei der Trauerfeier auf dem Friedhof in Ufa, Baschkortostan

Für einen englischen Privatsender geschrieben
Gisela Munz- Schmidt

Über die Einladung des Staates Baschkortostan im Winter 2003 habe ich mich sehr gefreut und geehrt gefühlt, dafür bin ich heute noch tief dankbar.

A Bouquet of Flowers

Rambler Rose Goldfinch in our garden
Watercolour by Sibylle Buderath
Wild Roses

Wild roses in an open field
like love longed for and found.
Mere heaven as a shield,
sheer feeling as a guide,
no need to hurry or to hide.
All senses keen, alert and wide.
To earth intrinsically bound.

Gisela Munz-Schmidt
Watercolour by Sibylle Buderath
A Bloom

A bloom‘s a work of art.
The artist I don't know.
But he or she makes grow
fine form and overflow
on sense and soul
and mind and heart.

Gisela Munz-Schmidt
Watercolour by Sibylle Buderath
The Poppy‘s Dance

The glance
and the dance
of a poppy
one day and one night.
Love in delight.
Mourning in trance.

Gisela Munz- Schmidt
Watercolour by Sibylle Buderath
A Plant

Leaf and root,
flower and fruit,
colour and shape,
nut and grape,
stem and bloom,
growth and boom,
gift and grant
you find in a plant.

Gisela Munz- Schmidt

Wege zum Wasser

Marita Hornberger
Am Wasser II 2007
Acryl auf Maltuch
Wasser

Mach mich doch nass -
es sprinkelt und glitzert und spritzt,
es perlt und trieft und tröpfelt,
es wellt und quillt und patscht,
es gluckst und glänzt und blubbert,
es schlabbert und schlubbert,
es quirlt und strudelt,
es sprudelt -
Wasser macht Spaß!

Gisela Munz-Schmidt
Aus: Wege zum See
Foto: Georg Schmidt
Water

It sprinkles
and splishes
and sploshes
and splashes.
It rushes
and dashes.
It hurts 
and it cools.
It is fear 
and it‘ s fun.
It fools
with the wind
and it smiles
with the sun.

Gisela Munz- Schmidt
From: My Way along Lake Constance
Foto: Georg Schmidt
Ein Kinderleben

Ein Kinderleben, ein Kinderland,
braucht Sonne und Hände, Wasser und Sand.

Hinter dem Deich und hinter dem Damm
hört die Welt auf, fängt die Welt an.

Hinter der Düne und hinter dem Deich
ist alles anders, sind alle gleich.

Bei Ebbe und Flut 
ebbt alles ab, wird alles durchflutet,
und alles ist gut.

Gisela Munz-Schmidt
The Water in the Lake

Water of constant flow.
Water from ice and from snow,
from running falls of the mountains,
water of rivers and fountains,
water from streams and from brooks and from wells,
of rain, that fell drop by drop,
water that seeps and that swells.
Vapour and condensation.
Abundance and concentration.
Eternal circle
without any stop.

Gisela Munz-Schmidt
From: My Way along Lake Constance
Mein Fluss. Der Neckar

Wie jeder seine Bahn,
wie jeder seinen Weg,
so hat auch jeder
seinen Fluss.

Mein Fluss ist schmal und breit,
fließt zügig und hat Wehre.
Mein Fluss hat Arme alt und neu,
fließt dicht und dunkel aus der Kinderzeit
und hell und klärend durch die Zeit der Lehre.
Er mündet schwer beladen.

Wenn ich ihn heute suche,
sehe ich,
wie sich die Bahnen
und die Wege ändern.
Und finde doch den alten Schimmer
und die alten Stege
an seinen goldenen grünen Rändern.

Gisela Munz-Schmidt

Am Neckar in Heilbronn
2022
Das Wasser

Es ist Stauung und Fluss.
Entzücken. Verdrießen.
Ist Stocken und Gießen.
Ist Starren und Schießen.
Ist Woge und Wiege und Welle.
Ist Quelle, Sog, Wirbel und Schnelle.
Ist Schnee auf dem Dach 
und ist Eis unterm Fuß.
Ist Qual und ist Not und ist Strafe und Muss.
Ist Kuss auf den Lippen,
Glanz, Gunst und Genuss.
Es ist Anfang und Mitte und Schluss.

Gisela Munz-Schmidt
Das Wasser

Die alte Hydra mit den vielen Köpfen
und mit keinem
taucht wieder auf.

Du schlägst. Das Wasser weicht.
Du krallst. Und hast doch leere Hände.
Du dämmst es ein. Es dringt durch alle Wände.

Du kannst‘s nicht zwingen, und du kannst es nicht zerbrechen.
Wenn du es säuerst, wird sich´s ätzend rächen
und hilft dir doch, wenn deine Kraft nicht reicht.

Gisela Munz-Schmidt

Das Wasser ist wie wir

Das Wasser ist wie wir.
In einer weichen Wolke Schoß
wird langsam reif es und bereit
und wartet eine angemessene Zeit,
dann löst‘s sich los.

Das Wasser ist wie wir.
Als kleiner Tropfen schlägt‘s ungewappnet auf.
Es trifft auf eine vorbestimmte Stelle
in einen Kreis und wird zur Welle
und unentrinnbar rinnend beginnt es seinen Lauf.

Das Wasser ist wie wir.
Es will gesellig sein,
bringt sich bewegt bewegend in das Leben ein,
treibt um und an, wirkt hin und her
im großen Strom und mündet und geht auf im Meer.

Das Wasser ist wie wir.
Den Kreislauf zu vollenden
sucht es von Wärme angezogen
den hohen Himmelsbogen.
Und Enden wird zu Wenden.

Das Wasser ist wie wir...

Gisela Munz-Schmidt



Marita Hornberger
Unterwasser V
Im Wasser

Ich liege treibend auf dem Wasser,
und es wachsen mir
Gedanken aus dem Kopf und Worte
so wie Haare.

Ich suche tastend zu ergründen,
ob das,
was wehend aus mir wächst,
ein Teil ist auch von mir,
oder ob ich,
so treibend,
ein Wesen schon geworden bin der andern Welt,
die ich nicht kenne,
ich mir selber fremd.

Ich fühle jede einzelne Wurzel aus mir wachsen
und geh mit jeder Faser auf in meinem Element
und bin mit meiner Haut und meinen Haaren
vom Wasser völlig ungetrennt wie Wasserpflanzen.
Ein abgegrenzter Teil.
Und doch ein Teil vom Ganzen.

Gisela Munz-Schmidt


Mein Element

Das wilde Wasser ist mein Element,
wenn’s hoch in tausend Tropfen schlägt,
weil es mich nimmt und es mich kennt,
weil es mich hält und weil‘s mich trägt.

Das milde Wasser ist mein Element,
wenn‘s weich mir um die Füße spielt,
wenn‘s zärtlich an die Brust mir zielt
und weil‘s, was brennt, mir kühlt.

Gisela Munz-Schmidt
Aus: Wege zum See



Foto: Dr. Werner Schmidt
Two Faces of Water

Water is mild
like bathing a child,
tender and soothing
and smoothing.

Strong and seductive,
hard and destructive
water is wild.

Gisela Munz-Schmidt
From: My Way along Lake Constance


Foto: Dr. Werner Schmidt
Dieses Meer

Dieses Meer ist mir zu groß,
wirft mich um,
treibt mich aus
blauer Lippen,
jagt mir kalte Schauer 
über und über -

diese harten Steine
brennen in meine Füße
ihre spitzen alten unmissverständlichen Zeichen:

Ich bin,
spricht die Erde,
stärker als du,
kleiner Mensch,
und das sagt sie
ohne Hohn,
einfach so,
übermächtig.

Gisela Munz-Schmidt
Farewell 

Schwimm,  Liebes, schwimm,
ich halte dich nicht mehr.
Du gehst hinunter
und du suchst das Meer,
ich werde bleiben.

Schwimm,  Liebes, schwimm.
Die Wege trennen sich.
Zwei Schiffe, die sich grüßen.
Zwei Schiffe ohne Wiedersehen,
die zu verschiedenen Häfen gehn,
die unter anderen Farben stehn
und andere Segel hissen.
Zwei Menschen, die die Winde und die Zeit
aus ihren Armen rissen.
Die auseineinandertreiben.

Und wie du bist und wie du warst
werd ich mit wunden Fingern in die Haut
von anderen Lieben schreiben.

Ich werde dich vermissen.

Gisela Munz-Schmidt

Die eine Perle

Die eine Perle

leg ich dir in deine Hand.

Ein Stück vom Meer,

ein Stück vom Land,

ein Körnchen Sand

inmitten einer großen Welt Getriebe.

Ein weicher Glanz

von Schüben, Schichten, Schalen und Erinnerungen

ganz umhüllt.

Beredt und doch verschwiegen.

Ich sah sie liegen

und ich hob sie auf.

Das Zeichen und den Zauber

der Liebe.

Gisela Munz-schmidt

Rosen

Tuscany Superb
Rosa gallica

Ein paar Tage später…

Kreislauf

Blüte, Frucht,

Anfang und Ende,

Wachstum, Reifung,

Wandel, Wende,

das Vergehende,

das Entstehende –

ja, ich lerne und ich weiß:

wie die Rosen leben wir im Kreis.

Gisela Munz-Schmidt

Aus: Rosen am Weg
Aquarell von Sibylle Buderath
Aus: Rosen am Weg

Zauber

Eine Zauberin ist sie,

die Rose,

wie die Harmonie,

wie die Poesie,

wie die rote Magie –

weil sie um den Kreis

weiß.

Gisela Munz-Schmidt

Aus: Rosen am Weg
Aquarell von Sibylle Buderath
Heckenrose und Hagebutte
Aicha
Rosa spinosissima
Blüte und entstehende Hagebutten

Madame Hardy
Rosa damascena
mit Käferbesuch
im Garten von Thomas und Petra

Mitglied einer Kette

Ein Fädchen im Netz

Anteil am Ganzen

Menschen, Tiere, Pilze, Pflanzen.

Gisela Munz-Schmidt

Verbundenheit

Nein, ich bin nicht allein.

Bei mir ist dieses andere Sein,

in dem ich mit erblasse, mit erglühe.

Ich lebe, und ich lass mich ein.

Mir ist, als ob ich manchmal welke,

doch immer wieder auch, als ob ich neu erblühe.

Gisela Munz-Schmidt

Aus: Rosen am Weg
Historische Rose im Garten von Thomas und Petra

Rosen am Weg

Das Zarte wahrnehmen,

es zärtlich berühren.

Die Fülle fühlen

und damit weitergehen.

Die Rosen, die am Wege stehen,

sind Pforten und offene Türen.

Gisela Munz-Schmidt

Aus: Rosen am Weg

Rosenbogen
Kletterrose Laguna
im Garten von Thomas und Petra

Venedig

Venedig in der Abendsonne
Foto: Georg Schmidt
Venedig 

Venedig liegt im Abendschein.
Es glänzen Kanäle und Brücken und Plätze,
es leuchten alte und neue Schätze,
gelassen treffen sich Gegensätze,
Wasser lebt und Stein.

Gisela Munz-Schmidt
Venedig
Aquarell von Sibylle Buderath
Venedig, Canal Grande
Foto: Georg Schmidt

Venice

An island of finest array.
Presence in water cast.
The glorious breath of the past.
Buildings and bridges that fade or last.
Reflections that change and stay.

Gisela Munz-Schmidt
Blick auf San Giorgio Maggiore
Foto: Georg Schmidt

Venedig : Serenissima Repubblica di San Marco





Der geflügelte Markuslöwe wird mit einem aufgeschlagenen Buch dargestellt:

Markuslöwe auf meiner Venedig Flagge

Inschrift: PAX TIBI MARCE EVANGELISTA MEUS

Unser Reiseführer hat uns erzählt, dass jeder Seefahrer, der glücklich von einer Handelsreise zurückkam, der Serenissima ein wertvolles Geschenk mitbringen musste. Auch deshalb wurde die Stadt so reich.

Bringen wir nicht alle auch kostbare Geschenke mit von unseren Reisen?

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