Über die Einladung des Staates Baschkortostan im Winter 2003 habe ich mich sehr gefreut und geehrt gefühlt, dafür bin ich heute noch tief dankbar.
Lyrik vom Bodensee
Über die Einladung des Staates Baschkortostan im Winter 2003 habe ich mich sehr gefreut und geehrt gefühlt, dafür bin ich heute noch tief dankbar.
Wild Roses Wild roses in an open field like love longed for and found. Mere heaven as a shield, sheer feeling as a guide, no need to hurry or to hide. All senses keen, alert and wide. To earth intrinsically bound. Gisela Munz-Schmidt
A Bloom A bloom‘s a work of art. The artist I don't know. But he or she makes grow fine form and overflow on sense and soul and mind and heart. Gisela Munz-Schmidt
The Poppy‘s Dance The glance and the dance of a poppy one day and one night. Love in delight. Mourning in trance. Gisela Munz- Schmidt
A Plant Leaf and root, flower and fruit, colour and shape, nut and grape, stem and bloom, growth and boom, gift and grant you find in a plant. Gisela Munz- Schmidt
Wasser Mach mich doch nass - es sprinkelt und glitzert und spritzt, es perlt und trieft und tröpfelt, es wellt und quillt und patscht, es gluckst und glänzt und blubbert, es schlabbert und schlubbert, es quirlt und strudelt, es sprudelt - Wasser macht Spaß! Gisela Munz-Schmidt Aus: Wege zum See
Water It sprinkles and splishes and sploshes and splashes. It rushes and dashes. It hurts and it cools. It is fear and it‘ s fun. It fools with the wind and it smiles with the sun. Gisela Munz- Schmidt From: My Way along Lake Constance
Ein Kinderleben Ein Kinderleben, ein Kinderland, braucht Sonne und Hände, Wasser und Sand. Hinter dem Deich und hinter dem Damm hört die Welt auf, fängt die Welt an. Hinter der Düne und hinter dem Deich ist alles anders, sind alle gleich. Bei Ebbe und Flut ebbt alles ab, wird alles durchflutet, und alles ist gut. Gisela Munz-Schmidt
The Water in the Lake Water of constant flow. Water from ice and from snow, from running falls of the mountains, water of rivers and fountains, water from streams and from brooks and from wells, of rain, that fell drop by drop, water that seeps and that swells. Vapour and condensation. Abundance and concentration. Eternal circle without any stop. Gisela Munz-Schmidt From: My Way along Lake Constance
Mein Fluss. Der Neckar Wie jeder seine Bahn, wie jeder seinen Weg, so hat auch jeder seinen Fluss. Mein Fluss ist schmal und breit, fließt zügig und hat Wehre. Mein Fluss hat Arme alt und neu, fließt dicht und dunkel aus der Kinderzeit und hell und klärend durch die Zeit der Lehre. Er mündet schwer beladen. Wenn ich ihn heute suche, sehe ich, wie sich die Bahnen und die Wege ändern. Und finde doch den alten Schimmer und die alten Stege an seinen goldenen grünen Rändern. Gisela Munz-Schmidt
Das Wasser Es ist Stauung und Fluss. Entzücken. Verdrießen. Ist Stocken und Gießen. Ist Starren und Schießen. Ist Woge und Wiege und Welle. Ist Quelle, Sog, Wirbel und Schnelle. Ist Schnee auf dem Dach und ist Eis unterm Fuß. Ist Qual und ist Not und ist Strafe und Muss. Ist Kuss auf den Lippen, Glanz, Gunst und Genuss. Es ist Anfang und Mitte und Schluss. Gisela Munz-Schmidt
Das Wasser Die alte Hydra mit den vielen Köpfen und mit keinem taucht wieder auf. Du schlägst. Das Wasser weicht. Du krallst. Und hast doch leere Hände. Du dämmst es ein. Es dringt durch alle Wände. Du kannst‘s nicht zwingen, und du kannst es nicht zerbrechen. Wenn du es säuerst, wird sich´s ätzend rächen und hilft dir doch, wenn deine Kraft nicht reicht. Gisela Munz-Schmidt
Das Wasser ist wie wir Das Wasser ist wie wir. In einer weichen Wolke Schoß wird langsam reif es und bereit und wartet eine angemessene Zeit, dann löst‘s sich los. Das Wasser ist wie wir. Als kleiner Tropfen schlägt‘s ungewappnet auf. Es trifft auf eine vorbestimmte Stelle in einen Kreis und wird zur Welle und unentrinnbar rinnend beginnt es seinen Lauf. Das Wasser ist wie wir. Es will gesellig sein, bringt sich bewegt bewegend in das Leben ein, treibt um und an, wirkt hin und her im großen Strom und mündet und geht auf im Meer. Das Wasser ist wie wir. Den Kreislauf zu vollenden sucht es von Wärme angezogen den hohen Himmelsbogen. Und Enden wird zu Wenden. Das Wasser ist wie wir... Gisela Munz-Schmidt
Im Wasser Ich liege treibend auf dem Wasser, und es wachsen mir Gedanken aus dem Kopf und Worte so wie Haare. Ich suche tastend zu ergründen, ob das, was wehend aus mir wächst, ein Teil ist auch von mir, oder ob ich, so treibend, ein Wesen schon geworden bin der andern Welt, die ich nicht kenne, ich mir selber fremd. Ich fühle jede einzelne Wurzel aus mir wachsen und geh mit jeder Faser auf in meinem Element und bin mit meiner Haut und meinen Haaren vom Wasser völlig ungetrennt wie Wasserpflanzen. Ein abgegrenzter Teil. Und doch ein Teil vom Ganzen. Gisela Munz-Schmidt
Mein Element Das wilde Wasser ist mein Element, wenn’s hoch in tausend Tropfen schlägt, weil es mich nimmt und es mich kennt, weil es mich hält und weil‘s mich trägt. Das milde Wasser ist mein Element, wenn‘s weich mir um die Füße spielt, wenn‘s zärtlich an die Brust mir zielt und weil‘s, was brennt, mir kühlt. Gisela Munz-Schmidt Aus: Wege zum See
Two Faces of Water Water is mild like bathing a child, tender and soothing and smoothing. Strong and seductive, hard and destructive water is wild. Gisela Munz-Schmidt From: My Way along Lake Constance
Dieses Meer Dieses Meer ist mir zu groß, wirft mich um, treibt mich aus blauer Lippen, jagt mir kalte Schauer über und über - diese harten Steine brennen in meine Füße ihre spitzen alten unmissverständlichen Zeichen: Ich bin, spricht die Erde, stärker als du, kleiner Mensch, und das sagt sie ohne Hohn, einfach so, übermächtig. Gisela Munz-Schmidt
Farewell Schwimm, Liebes, schwimm, ich halte dich nicht mehr. Du gehst hinunter und du suchst das Meer, ich werde bleiben. Schwimm, Liebes, schwimm. Die Wege trennen sich. Zwei Schiffe, die sich grüßen. Zwei Schiffe ohne Wiedersehen, die zu verschiedenen Häfen gehn, die unter anderen Farben stehn und andere Segel hissen. Zwei Menschen, die die Winde und die Zeit aus ihren Armen rissen. Die auseineinandertreiben. Und wie du bist und wie du warst werd ich mit wunden Fingern in die Haut von anderen Lieben schreiben. Ich werde dich vermissen. Gisela Munz-Schmidt
Die eine Perle
Die eine Perle
leg ich dir in deine Hand.
Ein Stück vom Meer,
ein Stück vom Land,
ein Körnchen Sand
inmitten einer großen Welt Getriebe.
Ein weicher Glanz
von Schüben, Schichten, Schalen und Erinnerungen
ganz umhüllt.
Beredt und doch verschwiegen.
Ich sah sie liegen
und ich hob sie auf.
Das Zeichen und den Zauber
der Liebe.
Gisela Munz-schmidt
Kreislauf
Blüte, Frucht,
Anfang und Ende,
Wachstum, Reifung,
Wandel, Wende,
das Vergehende,
das Entstehende –
ja, ich lerne und ich weiß:
wie die Rosen leben wir im Kreis.
Gisela Munz-Schmidt
Aus: Rosen am Weg
Zauber
Eine Zauberin ist sie,
die Rose,
wie die Harmonie,
wie die Poesie,
wie die rote Magie –
weil sie um den Kreis
weiß.
Gisela Munz-Schmidt
Aus: Rosen am Weg
Mitglied einer Kette
Ein Fädchen im Netz
Anteil am Ganzen
Menschen, Tiere, Pilze, Pflanzen.
Gisela Munz-Schmidt
Verbundenheit
Nein, ich bin nicht allein.
Bei mir ist dieses andere Sein,
in dem ich mit erblasse, mit erglühe.
Ich lebe, und ich lass mich ein.
Mir ist, als ob ich manchmal welke,
doch immer wieder auch, als ob ich neu erblühe.
Gisela Munz-Schmidt
Aus: Rosen am Weg
Rosen am Weg
Das Zarte wahrnehmen,
es zärtlich berühren.
Die Fülle fühlen
und damit weitergehen.
Die Rosen, die am Wege stehen,
sind Pforten und offene Türen.
Gisela Munz-Schmidt
Aus: Rosen am Weg
Venedig Venedig liegt im Abendschein. Es glänzen Kanäle und Brücken und Plätze, es leuchten alte und neue Schätze, gelassen treffen sich Gegensätze, Wasser lebt und Stein. Gisela Munz-Schmidt
Venice An island of finest array. Presence in water cast. The glorious breath of the past. Buildings and bridges that fade or last. Reflections that change and stay. Gisela Munz-Schmidt
Venedig : Serenissima Repubblica di San Marco
Der geflügelte Markuslöwe wird mit einem aufgeschlagenen Buch dargestellt:
Inschrift: PAX TIBI MARCE EVANGELISTA MEUS
Unser Reiseführer hat uns erzählt, dass jeder Seefahrer, der glücklich von einer Handelsreise zurückkam, der Serenissima ein wertvolles Geschenk mitbringen musste. Auch deshalb wurde die Stadt so reich. Bringen wir nicht alle auch kostbare Geschenke mit von unseren Reisen?
Mainau Bäume, mächtig, alt und stark, Blumen, prächtig im weiten Park, Beete von Blüten, von blauen und roten, Exoten wie Boten, barocke Räume, Tulpen, Dahlien, Rosenträume, Brunnen, die sich am Wege ergießen, bunte Pflanzen an Hängen, in Wiesen, Gewächse, welche gedeihen und sprießen, Farben, die ineinanderfließen: Kommen. Bleiben. Genießen. Gisela Munz- Schmidt Aus: Wege zum See
The Island of Mainau An island that holds very special treasures, full of blooms and of butterflies, full of wonders and pleasures. The tulips in spring, in summer the roses, beautiful dahlias late in fall. The charms of nature this island exposes. Full of trees and fine flowers, and I do love them all. Gisela Munz-Schmidt From: My Way along Lake Constance
An die Insel Mainau habe ich viele persönliche Erinnerungen – an Besuche allein, mit Familie oder mit Freundinnen und Freunden.
In diesem Zusammenhang fällt mir immer wieder ein, wie sich Sibylle Buderath und ich auf unser Buch „Rosen am Weg“ vorbereiteten. Sibylle wollte ihre Rosenaquarelle „en plein air“ malen, wurde aber immer wieder von neugierigen Menschen gestört, die ihr über die Schulter blicken wollten. So zogen wir zu zweit los, sie verschwand hinter die Rosenbüsche mit ihrer Staffelei, fand Motive zum Malen, und ich stand vorne als Wächterin am Weg und ließ mich durch Beobachtungen und Einsaugen der rosealen Atmosphäre inspirieren, konnte so die Leute ablenken, und wenn Sibylle fertig war, gingen wir zusammen ins Café und schauten und besprachen, welche Bilder und welche Texte zusammenpassen könnten.
Hier drei Beispiele aus unserem Lyrikbildband ROSEN AM WEG:
Auf der Insel Mainau wird nicht nur der Schönheit und Vielfalt der Pflanzen gehuldigt, sondern durch naturnahe Areale und informative Anlagen wird auch das ökologische Bewusstsein geschärft.
Besonders der Insektenschutz verdient Beachtung! Im Schmetterlingshaus und in Insektenhotels versammeln sich zahlreiche Vertreter der Insektenfamilien.
Für den NABU Überlingen habe ich 2018 eine Art Pamphlet verfasst,
nachdem ich auf den Hortus Insectorum und das Netzwerk von Markus Gastl aufmerksam gemacht wurde.
Weil die Mainau sich auch dem Insektenschutz verschrieben hat, stelle ich es hier ein, ohne Anspruch auf literarische Qualität!
Die Inhalte der Paarreime sind allerdings unbestritten.
Das Insekt Vor 400 Millionen Jahren, so wurde entdeckt, lebte bereits das erste Insekt. Und jetzt müssen wir leider, ohne Fragen, seinen gewaltigen Rückgang beklagen. Früher klebte es an Fensterscheiben, da brauchen wir es längst nicht mehr abzureiben. Möglicherweise haben wir es unter Asphalt begraben? Oder es hat einfach zu viel Glyphosat, Phosphat, Nitrat geschluckt und das Zeug einfach nicht ausgespuckt? Mit Blümchen und Bienchen ist es auch nicht weit her, Monokulturen sind artenleer. Auch die Gärten mit Schotter, Granit und Kies sind für das Insekt kein Paradies. Selbst der fliegende Luftverkehr macht dem Insekt das Leben schwer. Zwischen Hochhäusern findet sich auch nicht schnell ein angemessenes Insektenhotel. Nicht mal auf dem Balkon den Zwetschgenkuchen will so ein Insekt noch einmal versuchen. Kein Tier tanzt dir, summ summ, brumm brumm, auf deiner Menschennase herum. Die Leute müssen sich nun wohl bequemen, Bestäubung mit Pinseln selbst vorzunehmen. Und die Insektenfresser, fast hätt ich´ s vergessen, müssen nun halt jetzt was anderes fressen. Das Insekt, verachtet und verhasst, hat sich eben nicht angepasst! Ach Gott, was wird meine Liste lang, allmählich wird mir um das Insekt doch bang. Es dämmert mir langsam, und mir wird klar, das Insekt ist in großer Lebensgefahr. Und also zitiere ich Einstein hier: Erst stirbt das Insekt. Dann sterben wir. Gisela Munz-Schmidt
Gedanken auf der Rheinbrücke nach Straßburg En avant, vorwärts, dein Großvater, mein Vater, sie marschierten, Gleichschritt Marsch, Bajonette gezückt, Panzer. Über dem Rhein war der Feind. Der Feind? Ich kann es mir Gottseidank nicht mehr vorstellen. Ich fahre über die Rheinbrücke. Nur Vorfreude! Auf die schöne Stadt. Die strahlende Gotik. Die elegante Sprache. ( Und auch meine Sprache ist schön, auch meine Gotik stolz, ich liebe auch meine Städte.) Unser Rhein. Eine unserer Lebensadern. Einmal möchte ich mitten auf der Rheinbrücke anhalten und aussteigen. Warten, bis alle Insassen der anderen Fahrzeuge auch mit mir am Geländer stehen, Franzosen, Deutsche, Reisende aus aller Herren und Frauen Länder. Mit ihnen gemeinsam glücklich den Flusslauf sehen, erkennen und jubeln: Weggeschwemmt endlich alles Blut! Hier fließt lebendiges Wasser durch Europa. Gisela Munz- Schmidt
Kind der Erde Meine Arme spann ich von der Taiga bis an Frankreichs schöne Küste. Meine Wurzeln treiben unter all den vielen Inseln, und am großen Himalaja bette ich mein Haupt. Afrika ist meine Wiege, in die Anden komme ich am Abend, und im weiten Reich der Mitte liegt mein Kunstverstand. Dort am Kap siehst du mich tanzen, hörst mein Lachen tief in Georgia und in Sydney gib mir deine Hand. Ich bin ein Kind der großen Mutter Erde, und alle ihre Kontinente sind mir gleich vertraut. Und rot und schwarz und gelb und weiß und braun ist meine Haut. Gisela Munz-Schmidt Aus: Gedichte gegen Gewalt
Children of the Earth
From the boreal Taiga to the rivers of France,
from Australia’ s reefs to the African dance,
from Asian heights to America’s plains,
from British gardens to Caribbean canes,
from Egyptian Art to India’ s wonder,
from high Andean Mountains to the oceans down under,
from the snows of a mighty Swiss mountain slope
to the southern waters of the Cape of Good Hope,
from China’s Great Walls
to Victoria Falls –
We are living here, regardless of birth,
we all live as children of a wonderful Earth,
we all are humans, the next of kin,
with red, black, white, brown, yellow of skin.
Gisela Munz- Schmidt
Schlange und Taube Mein Gefühl sandte ich aus wie eine Schlange, die den Grund erspürt gleitend und meine Gedanken wie eine Taube, der am Himmel nichts entgeht, und rief sie beide zurück: „Was habt ihr erfahren, gesehen?“ “Gewalt und Grausamkeit und Blutgericht“, die Schlange spricht. Die Taube sagte:“Nein. Das sah ich nicht. Bei Tag und in der Nacht sah ich ein großes Licht.“ Gisela Munz-Schmidt Aus: Gedichte gegen Gewalt
Die Taube Und wieder steigst du auf wie eine weiße Fahne aus Meeren dunklen Bluts zerstückter Leiber und schwebst. Wie lange dieses Mal? Doch eine wichtige Weile als ein Zeichen: So könnte es, wenn wir nur alle wollten, für immer sein. Gisela Munz-Schmidt Aus: Gedichte gegen Gewalt
Apollofalter Und schwarz und weiß und rot. Und einst ein Gott und stolzer Ritter zogst du mit hellen Scharen. Und schwarz und weiß und rot. Der Tod ist bitter, und Rittern wie dir klingen keine Fanfaren, und nirgends steht für dich ein Stein. Ritter wie du sterben still und wie Götter allein. Gisela Munz-Schmidt Parnassius Apollo An ancient God in marble-white divine. A famous knight in red-spread splendid shine. And black plague-spots of poisonous a time. White, Red and Black - the colours on your shrine. Gisela Munz- Schmidt
Verluste Doch was verlieren wir, wenn keine Falter mehr schweben? Wir überleben. Und was verlieren wir, wenn keine Schwalben mehr gleiten? Es kommen neue Zeiten. Aber den Boden unter den Füßen verlieren wir, wenn wir Hand an unsere Wurzeln legen! Was wird dann geschehen? Wir werden verarmen. Und wir vergehen. Gisela Munz-Schmidt
Butterflies ( In Sipplingen )
You see butterflies rare
in the sunlight´ s flare
at the hot hilly side.
O could like them through the air I glide!
O could I exceed
caterpillar´ s greed
and overcome the pupa´s need!
O could I fly
and swing in the blue
of the warm sky,
fly this summer with you.
Gisela Munz-Schmidt
From: My WAY ALONG LAKE Constance
verlag StadleR
Ach deine starre Hülle hängt noch am Halm. Die Not war groß, du kämpftest und stießst, dann ließst du los und härtetest dich an der harschen Luft. Da zog ein Duft nach Wasser dich zum Teich. Du flogst. Nach Beute und nach Liebe. Auf deine Art. Dein ganzer Leib ein Glanz. Die Flügel klirrend hart. Gisela Munz-Schmidt
Mitten in der Nacht bin ich am Mondschein aufgewacht. Die Sonne sendet mir Grüße. Gisela Munz-Schmidt
Die Sonne Und jeden Morgen steigt sie aus dem Meer, um ihren Tageslauf von neuem anzutreten. Sie ist so schön. Ich möchte sie anbeten und liebe sie wie eine Göttin sehr. Doch ahn ich ihre Unerbittlichkeit und ihre Strenge, als könne sie in einem harten Zorn uns und das ganze Land zerstören und verdorrn, als geißele sie und brenne sie und senge. Ein jeder Tag beginnt jedoch, als ob sie neu mich lade an ihren Tisch der Wärme und der Gnade: Sie hat uns alles gut bereitet. Da bin ich, ihre Tochter, mit ihr und ihrem treuen Gatten, dem ruhigen stillen dunklen Schatten, der sie auf ihrem runden Gang begleitet. Gisela Munz-Schmidt Sonett
Wechselwirkungen
Ich bewege etwas.
Es bewegt mich.
Ich berühre etwas.
Es berührt mich.
Ich treibe etwas voran.
Es treibt mich um.
Ich ergreife etwas.
Ich bin ergriffen.
Gisela Munz-Schmidt
„ POST NUBILA PHOEBUS“
( Nach Wolken Sonne )
Lateinisches Sprichwort
„AUF REGEN FOLGT SONNENSCHEIN“
Deutsches Sprichwort
Regression und Neuanfang Wenn ich in den Mondschatten gleite und ich schlafwandle, träume statt handle, die Flügel ausbreite, wenn ich Lautes und Grelles meide, in Sümpfen wate, aus Schritt und Tritt gerate und an mir selber leide, wenn mich das Dunkle umweht wie eiskalter Wind, bin ich ein hilfloses Kind, das einsam greint, bin ich, wie Sterbende sind, um die keiner weint, bis wieder, aus Wolken, die Sonne scheint. Gisela Munz-Schmidt Sonett
Eine Überlinger Sage:
Die Frau und der Löwe Zu Staub zerfällt die Welt. Ins Grab geht alles Leben hinab. So lautet das Gesetz. Doch gibt es Kräfte, die dem widerstehen. Erinnerung ist eine solche Spur vom Einst ins Jetzt, und auch das Wort erhält. Gegen das Fallen und Verlieren steht Liebe auf und überwindet. Beim Tor lebt‘ eine Frau, die hatte nur ein einziges Kind, das liebte sie so sehr, dass andere sagten, sie wär‘ vor Liebe blind. ( Wir wissen wohl, wie Liebe blendet, doch auch, dass sie erkennt.) Jedoch so kurzen Blicks, wie oft die Leute sind, wollten sie diese Ansicht gar nicht gelten lassen. Da irrte eines Tages durch die Straßen und die Gassen von Überlingen ein Löwe. Woher? Wohin? Kein Mensch hat‘s je gewusst! Er lief geradewegs zum Hause jener Frau und nahm mit großem Maul das vielgeliebte Kind, als sei es Löwenfutter, von ihrer Brust. Die Mutter, ganz außer sich und offenen Haares, entriss es ihm. Da war‘s gerettet, und der Löwe, vom Löwenmut der Frau geschlagen, zog knurrend ab mit leerem Magen und ward nie mehr gesehen. Den Löwenkopf ließ jene Frau aus Stein als Angedenken hauen und diesen Stein ins Haus einbauen. Das Haus verfiel, ein Spiel der Zeit, der Löwenkopf, er wurde abgenommen, ist aber später dann verkommen, der Stein zu Sand und Staub zerfallen. Das Wort, das Lied, nimmt Sand und Staub und macht daraus den Stein, der ewig hält. Darum wird allen Leuten die Sage von der tapferen Frau erzählt. Ich glaube wohl, sie soll bedeuten: Selbst wenn es starke Gegenmächte gibt, wachsen dem Menschen Kräfte, wenn er liebt. Gisela Munz Schmidt Aus: Sagenhaftes Überlingen Owingen Salem Heiligenberg ( Quelle: Theodor Lachmann, Sagen und Bräuche am Überlinger See) Erhältlich im Städtischen Museum Überlingen und bei Gisela Munz-Schmidt
Steindruck von I.A. Pecht, Konstanz,1832, Die alte Felskapelle St. Catarina bey Überlingen
Der Ochsensprung vom Katharinenfelsen Molassefelsen prägen das Land, und jener, der am höchsten stand, heißt immer noch Katharinenwand, weil dort, vor alter langer Zeit eine Kapelle war, Katharina geweiht. An einem heißen Tag im frühen Sommer pflügte dort ein Bauer, ein braver und frommer, fleißig und unverdrossen und wacker mit seinem Ochsengespann seinen Acker. Die Arbeit war mühevoll und schwer, doch sein liebes Töchterlein half ihm sehr, sie führte auf diesem steilen Hügel das Ochsenpaar geschickt am Zügel. Doch die Tiere, von bösen Bremsen gestochen, waren plötzlich wild und ausgebrochen, gerieten außer Schritt und Tritt, sie rissen das junge Mädchen mit, es half kein Ruf mehr, es half kein Stab, sie stürzten zusammen die Felswand hinab. Der Bauer in seiner Herzensnot, vor seinen Augen des Kindes Tod, rief laut zu Hilf Katharina an. Die Heilige hat das Ihre getan: Als der Bauer zum Seegrund war gekommen, sind Tochter und Tiere im See geschwommen, und es fanden sich weder Wunden noch Spuren des Sturzes, nicht die geringsten Blessuren! Katharina sei Dank, der gute Mann brachte Pflug heim und Kind und Ochsengespann - was er im See so wohlbehalten fand, gerettet von Katharinas Hand. Gisela Munz-Schmidt Aus: SAGENGEDICHTE von Gisela Munz-Schmidt Owingen, 2004
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