Eine weiße Wolke ist es oder ein goldener Sonnenstrahl oder ein leuchtendes Lächeln. Ein warmer Händedruck kann es sein oder ein schöner Stein auf dem Weg, der leicht genug ist, dass ich ihn aufheben kann und nach Hause tragen, denn das Glück will ich immer behalten. Doch a Vogerl is es..
Mach d Hand auf, vielleicht fliegts drauf..
Gisela Munz-Schmidt
Foto: Gisela Munz-Schmidt Am Silvestertag 2024 am Seepark Pfullendorf
Im Winter Eine Auswahl von Fotos, Bildern und Texten
Im Winter
Kristalle und Flocken decken die Erde in dichter Schicht.
Darüber schreiten, stapfen und gleiten.
Frische des Winters im warmen Gesicht.
Gisela Munz-Schmidt aus: Winter- und Weihnachtsbuch, Verlag Stadler Konstanz
Foto: Gisela Munz-Schmidt Lenkbrunnen im Seepark Pfullendorf
Auch in Pfullendorf steht ein Brunnen des Künstlers Peter Lenk, dessen Skulpturen voller Andeutungen, Hinweise, Zitate und Hintergründe sind, seiner eigenen humorvollen bis sarkastischen charakteristischen Ausdrucksweise verpflichtet. ( Grotesker Realismus?)
Der oben Schwebende soll an Graf Bernadotte der Mainau erinnern, und der Sitzende? Hoffentlich gibt es für ihn kein lebendes Vorbild!
Foto:Gisela Munz-Schmidt
Im Winter finde ich den Kontrast zwischen warmen Brauntönen und dem Weiß und Blau in allen möglichen feinen Übergängen besonders zauberhaft.
Mein Vater Rudolf Munz ist in der Steiermark in Österreich geboren, war ein begeisterter Skifahrer und liebte den Winterschnee.
Er war Hobbymaler und in seinen Winterbildern wird derselbe Kontrast sichtbar.
Ölgemälde von Rudolf Munz , 1971Ölgemälde von Rudolf Munz, 1951, Kopie nach Gemälde von Willy Kriegel, 1941
Dem Gedichtband LEBENSZEIT meines Vaters Rudolf Munz habe ich das folgende Neujahrsgedicht entnommen:
Aufbruch
Die Sterne wollte ich mir holen. Das hohe Ziel zum Greifen nah, erlebte ich wie gottbefohlen, dass manches nur ein Irrlicht war.
Sich niemals unterkriegen lassen! Ist Lebensart und Ziel und Gut. Die Schicksalsstürme toben lassen erkühnt das Herz und fördert Mut.
Mit voller Kraft ins neue Jahr! Das Glück ruft leis: „Herein!“ Ich freue mich, mein Traum wird wahr: Ich werde neu erfolgreich sein.
Rudolf Munz
Auf meinem Foto sind die Bäume weiß…..…und hier im Aquarell von Sibylle Buderath aus unserem Winter- und Weihnachtsbuch sind die Farben umgekehrt.Aquarell von Valerij Karassioff Hagnau im WinterAquarell von Horst Müller Bodenseeufer im Winter 1987
Die Blaumeise
Kalt ist es geworden, und die kleine Blaumeise versteckt sich in den Zweigen. Alle anderen huschen durch den Nebel und haschen nach Nahrung und nur Korn um Korn, das weiß sie ja auch, füllt sich ein Bauch und man wird groß. Na also! Flieg los!
Gisela Munz-Schmidt
Aquarell von Ursula Dieterich (Ausschnitt)
Und nun zum Schluss etwas ganz anderes, das ich in unserem Haushalt zum Thema Winterbilder gefunden habe:
Eine Originallithographie des Malers Reinhold Schmidt, ein Onkel meines verstorbenen Mannes Dr. Werner Schmidt
Reinhold Schmidt ( 1861 in Flein geboren- 1932) Professor an der Akademie in Stuttgart, war als Landschafts- und Pferdemaler bekannt.
Die gezeigte Lithographie ist hinten so gekennzeichnet:
Eine friedliche erfreuliche Winterzeit mit den besten Wünschen für meine Leserinnen und Leser weltweit!
Wenn die Sonne durch die Nebel bricht, wenn das Licht Trauer, Trübe, Dunkel überwindet, wenn die Wärme ihren Weg durch die Morgenkühle findet, wenn der Glanz dann auf den Wangen einer roten Rose liegt, wenn ein unheilbarer Kranker endlich doch den Tod besiegt, wenn ein heller schöner Falter sich um bunte Blumen wiegt, wenn ein flinker freier Vogel fröhlich zwischen Bäumen fliegt, wünsche ich, dass alles so unverrückbar fest für immer bliebe. Denn das sind die Zeiten, sind die Menschen, Pflanzen und die Tiere, die im Herbst ich liebe.
Gisela Munz-Schmidt Aus Blumen am Weg, Verlag Stadler Konstanz
Foto: Gisela Munz-Schmidt Munstead Wood
Die letzte Rose
Niemals und nie ist es die letzte Rose, so wie aber auch immer jede die letzte sein könnte.
Warum lieb ich dich so? Das Kleine? Das Feine? Das Reine? Das Meine? Weil ich mich bücken muss, um das Entzücken zu erleben. Weil ich den Duft liebe und die vielen Gedichte, die sich mit dem Veilchen befassen. Doch pflücken soll ich es nicht. Ich will es für andere stehen lassen.
Gisela Munz-Schmidt
Aquarell von Sibylle Buderath
Osterglocken
…wiegen sich im Wind in der Wiese und im Park wild und kultiviert…
Gisela Munz-Schmidt
Den Frühling finden
Die Sonne, die Wärme, die Osterglocken wollen ins Freie und Weite dich locken. In Gärten, zwischen Polstern und Blütenkissen, wiegen sich die Prachtnarzissen. Oder sieh doch! Diese stehen heiter in der Wiese mit leuchtendem Gelb und frischem Grün, schau nur, wie sie üppig blühen!
Schnür deine Schuh und mach dich bereit: Jetzt kommt die unbeschwerte Zeit!
Gisela Munz-Schmidt
Purpurne Blüten in unserem Garten: Das ist Naturlyrik pur!
Aquarell von Sibylle Buderath Aus dem Lyrikbildband Wege zum See, Verlag Stadler Konstanz
Frühling am See
Der Frühling kam fast über Nacht,
vertraut, ersehnt,
und schaut und lehnt
am Wiesenrand,
am Gartentor,
und alles steht in vollem Flor
und blüht in heller Pracht.
Die Welt kommt mir verändert vor,
verwandelt See und Land.
Der Frühling ist ein Zauberer.
Er herrscht mit leichter Hand.
Gisela Munz-Schmidt
Aus dem Lyrikbildband Wege zum See
Aquarell von Sibylle Buderath Veilchen 2016 16×20 cm
Frühlingsblumen blühen
Die Tage werden wärmer.
Aus Tieren und aus Menschen werden Schwärmer.
Himmelsschlüssel auf den Wiesen,
Tuffs und Horste roter Tulpen,
die in allen Gärten sprießen,
bunte Primeln, Osterglocken,
wie ins Weite, Freie sie Dich locken,
an geheim gehaltenen Stellen
blühen weiche Küchenschellen,
Mauern blauer Blütenkissen,
Beete gelber Prachtnarzissen,
Veilchen heben´ s Köpfchen aus den Grasverstecken,
und wie selbst die kleinsten Gänseblümchen
sich dem Licht zustrecken,
wie sie glühen und wie sie sich recken -
Die Tage werden länger.
Aus Tieren und aus Menschen werden Sänger.
Gisela Munz-Schmidt
Aus dem Lyrikbildband Blumen am Weg, Verlag Stadler Konstanz
„Wenn du mit einem Fuß auf sieben Gänseblümchen treten kannst, dann ist Frühling.“ Deutsches Sprichwort
“When you can tread on nine daisies at once, spring has come.“
English Proverb
Aquarell von Sibylle Buderath Aus dem Lyrikbildband Blumen am Weg, Verlag Stadler Konstanz
Gänseblümchen
Erinnere dich:
Die Welt war voller Schnee.
Aber alles
weggeschmolzen,
fortgeweht
und aufgetaut
und nun sehen wir,
entzückend und vertraut,
diese
süßen kleinen Augensternchen
auf der grünen Wiese.
Gisela Munz-Schmidt
Willst du dich am Ganzen erquicken,
so musst du das Ganze im Kleinsten erblicken.
Johann Wolfgang von Goethe
Man sollte alle Tage ein kleines Lied hören,
ein gutes Gedicht lesen,
ein treffliches Gemälde sehen und,
wenn es möglich zu machen wäre,
einige vernünftige Worte sprechen.
Johann Wolfgang von Goethe
Macht die Liebe, die Kunst jegliches Kleine doch groß.
Im Wald verborgen an heimlichem Platz
finden die Sucher ihren Schatz,
denn zwischen Moos und Flechtenfilz
wächst so mancher Speisepilz.
Finden macht Freude, gut essen auch,
deshalb ist Sammeln beliebter Brauch.
Es braucht ein wohltrainiertes Auge,
ob so ein Pilz zum Essen tauge,
denn wenn man einen Falschen trifft,
ist dieser innen voller Gift!
Es würd im Magen richtig flau,
genöss man Trichterling Nebelgrau,
und auch der braune Strubbelkopf
soll nicht in einen Suppentopf!
Bringe ja nicht auf den Tisch
den Pilz gleich einem Tintenfisch.
Es wächst auch giftig stolz und bitter
am End der Violette Ritter!
Du solltest auf keinen Fliegenpilz fliegen,
denn du könntest üblen Krämpfen erliegen.
Siehst Stinkmorcheln du und das Hexenei,
geh wie auch beim Satansröhrling schnellstens vorbei!
Sieht einer aber aus wie Stein,
schmeckt er gebraten köstlich fein,
und wenn ich ganz genau hingucke,
seh ich im Klee die Krause Glucke,
zu Hause gesäubert, mit Eischaum garniert,
danach gebacken oder frittiert.
Saftlinge - paniere sie und brate,
seien sie kegelig oder rot wie Granate,
und wie ein Kuhmaul, feucht vom Schlecken,
kannst du den Kuhmaulpilz dir lassen schmecken.
Vom Walde draußen, alles frisch,
landen die Pilze auf unserem Tisch.
Wir finden sie in Forst und Flur,
feine Geschenke der Mutter Natur!
Gisela Munz-Schmidt
Für alle Pilzfreundinnen und Pilzfreunde, besonders aber für Sibylle und unsere Nachbarin Ully, für Christian und Jaron und meine verstorbene Schwester Brigitte, die das “Pilzauge“ hatte!
Henry und Ruby und ein schöner Steinpilz!
Schwammerln
Gelbe Pfifferlinge in der Pfanne,
das duftet nach Waldspaziergängen
und nach Kindheit,
als ich noch klein war
und froh,
einen Steinpilz
von einem Pfifferling
unterscheiden zu können
und beide richtig benennen.
„Schwammerln“,
sagte mein Vater,
in der Steiermark geboren,
und meine schwäbische Mutter sagte:
„So, jetzt isch alles in Butter,
und drüber für jeden ein Ei.“
Gisela Munz-Schmidt
Ich wünsch dir Glück, doch lass es bleiben, dir dieses Glück einzuverleiben!
Im Wein
Eines ganzen Sommers volles Leben
wächst in den Reben.
Sonne, Wind und Hitze,
Regen, Hagel, Blitze,
mancher Tage Schwüle,
mancher Nächte Kühle,
die leichten Stunden,
die schweren,
das alles liegt in den Beeren.
Nach dem Lesen
kommt das Wesen
der Zeiten
ins Glas hinein.
Und du schmeckst,
wie das Jahr war,
im Wein.
Gisela Munz-Schmidt
Rudolf Munz Stillleben mit Zitronen , Weinglas und Kerze , Detail, Öl, 1995
In vino veritas
Wein wärmt und mundet
und rundet
den Tageslauf.
Erinnerungen blitzen auf
von neuen und von alten Zeiten,
so gleiten
sie selig und sacht
hinüber in die Dämmerung und in die Nacht.
Gefühle und Gedanken zerfließen.
Im Wein die Wahrheit suchen?
Die Macht der Sucht verfluchen?
Die Wahrheit liegt zwischen den Zeilen.
Das Glück liegt im Verweilen
und im wohltuenden Genießen.
Gisela Munz-Schmidt
Ernte aus dem eigenen Garten
Veränderung
Es ist eine andere Wärme,
die aus dem Kühlen entsteht.
Es ist ein anderer Wind,
der jetzt den Herbst herweht.
Es ist eine andere Sonne,
mit weicheren, milderen Strahlen.
Und andere Farben sind es,
die Blüten und Blätter und Früchte malen.
Gisela Munz-Schmidt
Das Füllhorn
Wenn du im Park spazieren gehst,
die bunten Blätter unter deinen Füßen,
die Statue siehst am Wegesrand,
mit einem Füllhorn übergroß in Arm und Hand -
Ein Füllhorn, nein,
ist nie aus Stein!
Aus warmen Händen ist es,
weicher Haut,
lebendiger Stimme,
die dir wohl vertraut,
und auch aus Augen,
die dir Liebe lächeln
und dich grüßen.
Gisela Munz-Schmidt
Nashibirne in unserem Garten, die einzige in diesem Jahr 2022
Die Birne
So ein sanftes Gelb.
Im Frühling flog ein Falter,
ließ seine Farbe als Erinnerung.
So ein sanftes Gelb.
Im Sommer schien die Sonne,
ließ ihre Farbe als Erinnerung.
So ein saftig-sanftes Gelb.
Im Spätjahr ist die Frucht nun reif und zart.
Und Falter und Sonne sind wieder Gegenwart.
Gisela Munz-Schmidt
Aus dem Lyrikbildband Bäume am Weg, Verlag Stadler, Konstanz
Sonnenblume Helianthus annuus
Herbstgedanken
Mit den Schwalben südwärts ziehen?
Mit den Blättern treiben?
Volle Körbe roter Äpfel stehn im Garten,
blaue Trauben warten,
goldene Sonne spendet lächelnd ihren Schein.
Mit den Schwalben südwärts ziehen?
Mit den Blättern treiben?
Pflücken. Ernten. Zufrieden sein.
Süße genießen und bleiben.
Gisela Munz-Schmidt
Villeroy & Boch Luxembourg
Ein Herbsttag
Am kühlen Morgen
über feuchten Wiesen
weiße Nebelstreifen.
Doch mittags leuchten
Dahlien, Astern, Sonnenblumen,
und an den Bäumen siehst du,
wie die Früchte reifen.
Gisela Munz- Schmidt
Sibylle Buderath Aquarell in dem Lyrikbildband Bäume am Weg Verlag Stadler, KonstanzSibylle Buderath Aquarell in dem Lyrikbildband Bäume am Weg Verlag Stadler, Konstanz
Der Apfelbaum
Wie aus dem zarten rosenfarbenen Hauch
die feste rote Frucht wird,
die man greifen kann,
wie aus dem einen kleinen Kern
der große runde Baum wird,
den man messen kann,
wie aus dem schwachen grünen Zweig
der starke dunkle Ast wird,
den man fassen kann,
das sehe ich als
unbegreiflich,
unermesslich,
als unfassbar
an.
Gisela Munz-Schmidt
Aus dem Lyrikbildband Bäume am Weg, Verlag Stadler, Konstanz
Zeichnung von Marlene Thomsen in dem Gedichtband Lieblingsblumen im JahrSibylle Buderath Tulpen und RosenSibylle Buderath Frühlingsstrauss , DetailSibylle Buderath Tulpen, DetailGisela Munz-Schmidt aus: Lieblingsblumen
Tulpen
Osten und Westen
vereint in hundert Farben
in tausend Gärten.
Gisela Munz-Schmidt
Haiku
Buntes Tulpenband am Straßenrand in Überlingen, 2021Rote Tulpen an der Promenade in Überlingen, 2021Tulpe auf unserem Balkon, 2022