Lyrik vom Bodensee

Kategorie: Blumen und Bäume (Seite 1 von 2)

Frühblüher

Es blühen die Zärtlichen, Zarten.

Vorbei alles Warten.

Sonne wächst aus dem Garten.

Gisela Munz-SCHMIDT
Aquarell von Sibylle Buderath

„Denn das Kleine entzückt vor dem Großen,

und das Blau ist ewiger als das Rot.“

Gisela Munz-Schmidt
Violett

Ich mische kühles Blau
und warmes Rot,
und es entsteht auf der Palette
das Violette.
Die Farbe früher Veilchen,
des ersten Frühlings Lieder.
Die lila Aster spät im Jahr.
Und auch, wie wunderbar,
der Duft von frischem Flieder.

Gisela Munz-Schmidt


 
Das Veilchen

Warum lieb ich dich so?
Das Kleine?
Das Feine?
Das Reine?
Das Meine?
Weil ich mich bücken muss,
um das Entzücken zu erleben.
Weil ich den Duft liebe und die vielen Gedichte,
die sich mit dem Veilchen befassen.
Doch pflücken soll ich es nicht.
Ich will es für andere stehen lassen.

Gisela Munz-Schmidt 


Aquarell von Sibylle Buderath

Osterglocken

…wiegen sich im Wind
in der Wiese und im Park
wild und kultiviert…

Gisela Munz-Schmidt

Wie bekannt ist, heißen Osterglocken Narzissen, nach Narziss, einem griechischen Adonis. Ein Beau.

Narziss

An eines Sees oder Flusses Gestaden
zog er sich aus. Er wollte baden.
Im Wasser sah er sein Spiegelbild
verheißungsvoll lächeln,
betörend mild,
hinreißend wild,
mit gleichem maßlosen Begehren.
„Du bist so schön, ich liebe dich.“
Er wollte sich nicht wehren.
Und da versank er
in sich.
Er ertrank.

Gisela Munz-Schmidt

Am Ufer erblühten dann die ersten Narzissen.


Den Frühling finden

Die Sonne, die Wärme, die Osterglocken
wollen ins Freie und Weite dich locken.
In Gärten, zwischen Polstern und Blütenkissen,
wiegen sich die Prachtnarzissen.
Oder sieh doch! Diese
stehen heiter in der Wiese
mit leuchtendem Gelb und frischem Grün,
schau nur, wie sie üppig blühen!

Schnür deine Schuh und mach dich bereit:
Jetzt kommt die unbeschwerte Zeit!

Gisela Munz-Schmidt



Aquarell von Sibylle Buderath
Gänseblümchen

Erinnere dich:
Die Welt war weiß voll Schnee.
Aber alles weggeschmolzen,
fortgeweht und hingetaut,
und nun sehen wir,
entzückend und vertraut,
diese süßen kleinen Gänseblümchen
auf der grünen Wiese.

Gisela Munz-Schmidt 




Purpurne Blüten in unserem Garten:
Das ist Naturlyrik pur!

Primel
Alpenveilchen

Lenzrose

Fotos: Gisela Munz-Schmidt

Rosen am Weg

Ich weiß, es ist zu früh für Rosen, jahreszeitlich.

Aber es ist nie zu früh oder zu spät, die Fülle zu fühlen oder durch neue Pforten zu gehen. Überall und irgendwo stehen Türen offen.

.

Ausweg

Kalter Regen
schnitt in alte Spinnweben
und bleiern bleckte 
der Asphalt.
Da lief ich
und holte mir
einen Arm voll
Rosen.

Gisela Munz-Schmidt

Aus: Kleine Gedichte Große Gefühle

Liebe

Geh doch zu den Rosen,
wenn du wissen willst, 
was Liebe ist.
Sich öffnen. 
Sich verströmen.
Sein Äußerstes 
und Innerstes geben.
Trotz Regen und Sturm und Wind
für die Sonne leben.

Gisela Munz-Schmidt 

Aus: Kleine Gedichte Große Gefühle

Sonnenblumen am Weg

Fotos: Gisela Munz-Schmidt, Am Lyrikweg in Owingen, 1. November 2023

,

Sonnenblumen am Weg

Gehen,

wo die Strahlen nirgends enden.

Wie die Blüten sich zur Sonne wenden.

So wie Sonnen Licht und Wärme spenden.

In Blumen Zeichen sehen.

Gisela Munz-Schmidt Aus:Blumen am Weg, verlag Stadler Konstanz

Ein bisschen zerzaust sind sie schon, diese Sonnenblumen Anfang November, aber sie werden noch sehr gerne besucht!

Seite an Seite

Seite an Seite

mit den Blumen

mit den Tieren

mit den Menschen.

Und ich erkenne Dich an

und Du mich

und ich kenne Dich

und Du mich

und ich erkenne Dich

und Du mich

und alles wäre so einfach.

Gisela Munz-Schmidt Aus: Blumen am Weg, Verlag Stadler Konstanz

Im Frühling am Bodensee

Aquarell von Sibylle Buderath
Aus dem Lyrikbildband Wege zum See, Verlag Stadler Konstanz
Frühling am See

Der Frühling kam fast über Nacht,
vertraut, ersehnt,
und schaut und lehnt
am Wiesenrand,
am Gartentor,
und alles steht in vollem Flor
und blüht in heller Pracht.

Die Welt kommt mir verändert vor,
verwandelt See und Land.
Der Frühling ist ein Zauberer.
Er herrscht mit leichter Hand.

Gisela Munz-Schmidt
Aus dem Lyrikbildband Wege zum See
Aquarell von Sibylle Buderath
Veilchen 2016 16×20 cm
Frühlingsblumen blühen

Die Tage werden wärmer.
Aus Tieren und aus Menschen werden Schwärmer.

Himmelsschlüssel auf den Wiesen,
Tuffs und Horste roter Tulpen,
die in allen Gärten sprießen,
bunte Primeln, Osterglocken,
wie ins Weite, Freie sie Dich locken,
an geheim gehaltenen Stellen
blühen weiche Küchenschellen,
Mauern blauer Blütenkissen,
Beete gelber Prachtnarzissen,
Veilchen heben´ s Köpfchen aus den Grasverstecken,
und wie selbst die kleinsten Gänseblümchen
sich dem Licht zustrecken,
wie sie glühen und wie sie sich recken -

Die Tage werden länger.
Aus Tieren und aus Menschen werden Sänger.

Gisela Munz-Schmidt
Aus dem Lyrikbildband Blumen am Weg, Verlag Stadler Konstanz

„Wenn du mit einem Fuß auf sieben Gänseblümchen treten kannst, dann ist Frühling.“ Deutsches Sprichwort

“When you can tread on nine daisies at once, spring has come.“
English Proverb

Aquarell von Sibylle Buderath
Aus dem Lyrikbildband Blumen am Weg, Verlag Stadler Konstanz
Gänseblümchen 

Erinnere dich:
Die Welt war voller Schnee.
Aber alles
weggeschmolzen,
fortgeweht
und aufgetaut
und nun sehen wir,
entzückend und vertraut,
diese
süßen kleinen Augensternchen
auf der grünen Wiese.

Gisela Munz-Schmidt



Willst du dich am Ganzen erquicken,

so musst du das Ganze im Kleinsten erblicken.

Johann Wolfgang von Goethe

Man sollte alle Tage ein kleines Lied hören,

ein gutes Gedicht lesen,

ein treffliches Gemälde sehen und,

wenn es möglich zu machen wäre,

einige vernünftige Worte sprechen.

Johann Wolfgang von Goethe

Macht die Liebe, die Kunst jegliches Kleine doch groß.

Johann Wolfgang von Goethe

IM SEPTEMBER

Nashibirne in unserem Garten,
die einzige in diesem Jahr 2022
Die Birne

So ein sanftes Gelb.
Im Frühling flog ein Falter,
ließ seine Farbe als Erinnerung.

So ein sanftes Gelb.
Im Sommer schien die Sonne,
ließ ihre Farbe als Erinnerung.

So ein saftig-sanftes Gelb.
Im Spätjahr ist die Frucht nun reif und zart.
Und Falter und Sonne sind wieder Gegenwart.

Gisela Munz-Schmidt
Aus dem Lyrikbildband Bäume am Weg, Verlag Stadler, Konstanz
Sonnenblume
Helianthus annuus
Herbstgedanken

Mit den Schwalben südwärts ziehen?
Mit den Blättern treiben?

Volle Körbe roter Äpfel stehn im Garten,
blaue Trauben warten,
goldene Sonne spendet lächelnd ihren Schein.

Mit den Schwalben südwärts ziehen?
Mit den Blättern treiben?

Pflücken. Ernten. Zufrieden sein.
Süße genießen und bleiben.

Gisela Munz-Schmidt




Villeroy & Boch Luxembourg
Ein Herbsttag

Am kühlen Morgen
über feuchten Wiesen
weiße Nebelstreifen.

Doch mittags leuchten
Dahlien, Astern, Sonnenblumen,
und an den Bäumen siehst du,
wie die Früchte reifen.

Gisela Munz- Schmidt
Sibylle Buderath Aquarell in dem Lyrikbildband Bäume am Weg
Verlag Stadler, Konstanz
Sibylle Buderath Aquarell in dem Lyrikbildband Bäume am Weg
Verlag Stadler, Konstanz
Der Apfelbaum

Wie aus dem zarten rosenfarbenen Hauch
die feste rote Frucht wird,
die man greifen kann,

wie aus dem einen kleinen Kern
der große runde Baum wird,
den man messen kann,

wie aus dem schwachen grünen Zweig
der starke dunkle Ast wird,
den man fassen kann,

das sehe ich als 
unbegreiflich,
unermesslich,
als unfassbar 
an.

Gisela Munz-Schmidt
Aus dem Lyrikbildband Bäume am Weg, Verlag Stadler, Konstanz

Gedichte vom Bodensee:Insel Mainau

Frühling auf der Mainau
Aquarell von Sibylle Buderath
Mainau

Bäume,  mächtig,
alt und stark,
Blumen, prächtig
im weiten Park,
Beete von Blüten,
von blauen und roten,
Exoten
wie Boten,
barocke Räume,
Tulpen, Dahlien, Rosenträume,
Brunnen, die sich am Wege ergießen,
bunte Pflanzen an Hängen, in Wiesen,
Gewächse, welche gedeihen und sprießen,
Farben, die ineinanderfließen:
Kommen. Bleiben. Genießen.

Gisela Munz- Schmidt
Aus: Wege zum See


Sommertag auf der Mainau
Aquarell von Sibylle Buderath
The Island of Mainau

An island that holds
very special treasures,
full of blooms and of butterflies,
full of wonders and pleasures.

The tulips in spring,
in summer the roses,
beautiful dahlias late in fall.

The charms of nature this island exposes.
Full of trees and fine flowers,
and I do love them all.

Gisela Munz-Schmidt
From: My Way along Lake Constance

An die Insel Mainau habe ich viele persönliche Erinnerungen – an Besuche allein, mit Familie oder mit Freundinnen und Freunden.

In diesem Zusammenhang fällt mir immer wieder ein, wie sich Sibylle Buderath und ich auf unser Buch „Rosen am Weg“ vorbereiteten. Sibylle wollte ihre Rosenaquarelle „en plein air“ malen, wurde aber immer wieder von neugierigen Menschen gestört, die ihr über die Schulter blicken wollten. So zogen wir zu zweit los, sie verschwand hinter die Rosenbüsche mit ihrer Staffelei, fand Motive zum Malen, und ich stand vorne als Wächterin am Weg und ließ mich durch Beobachtungen und Einsaugen der rosealen Atmosphäre inspirieren, konnte so die Leute ablenken, und wenn Sibylle fertig war, gingen wir zusammen ins Café  und schauten und besprachen, welche Bilder und welche Texte zusammenpassen könnten.

Hier drei Beispiele aus unserem Lyrikbildband ROSEN AM WEG:

Aquarell von Sibylle Buderath
Gedicht von Gisela Munz- Schmidt

Aquarell von Sibylle Buderath
Gedicht von Gisela Munz-Schmidt
Aquarell von Sibylle Buderath
Gedicht von Gisela Munz- Schmidt

Auf der Insel Mainau wird nicht nur der Schönheit und Vielfalt der Pflanzen gehuldigt, sondern durch naturnahe Areale und informative Anlagen wird auch das ökologische Bewusstsein geschärft.

Besonders der Insektenschutz verdient Beachtung! Im Schmetterlingshaus und in Insektenhotels versammeln sich zahlreiche Vertreter der Insektenfamilien.

Für den NABU Überlingen habe ich 2018 eine Art Pamphlet verfasst,

nachdem ich auf den Hortus Insectorum und das Netzwerk von Markus Gastl aufmerksam gemacht wurde.

Weil die Mainau sich auch dem Insektenschutz verschrieben hat, stelle ich es hier ein, ohne Anspruch auf literarische Qualität!

Die Inhalte der Paarreime sind allerdings unbestritten.

DAS INSEKT
Das Insekt

Vor 400 Millionen Jahren, so wurde entdeckt,
lebte bereits das erste Insekt.

Und jetzt müssen wir leider, ohne Fragen,
seinen gewaltigen Rückgang beklagen.

Früher klebte es an Fensterscheiben,
da brauchen wir es längst nicht mehr abzureiben.

Möglicherweise haben
wir es unter Asphalt begraben?

Oder es hat einfach zu viel Glyphosat, Phosphat, Nitrat geschluckt
und das Zeug einfach nicht ausgespuckt?

Mit Blümchen und Bienchen ist es auch nicht weit her,
Monokulturen sind artenleer.

Auch die Gärten mit Schotter, Granit und Kies
sind für das Insekt kein Paradies.

Selbst der fliegende Luftverkehr
macht dem Insekt das Leben schwer.

Zwischen Hochhäusern findet sich auch nicht schnell
ein angemessenes Insektenhotel.

Nicht mal auf dem Balkon den Zwetschgenkuchen
will so ein Insekt noch einmal versuchen.

Kein Tier tanzt dir, summ summ, brumm brumm,
auf deiner Menschennase herum.

Die Leute müssen sich nun wohl bequemen,
Bestäubung mit Pinseln selbst vorzunehmen.

Und die Insektenfresser, fast hätt ich´ s vergessen,
müssen nun halt jetzt was anderes fressen.

Das Insekt, verachtet und verhasst,
hat sich eben nicht angepasst!

Ach Gott, was wird meine Liste lang,
allmählich wird mir um das Insekt doch bang.

Es dämmert mir langsam, und mir wird klar,
das Insekt ist in großer Lebensgefahr.

Und also zitiere ich Einstein hier:
Erst stirbt das Insekt. Dann sterben wir.

Gisela Munz-Schmidt

GELB

Strauchpäonie in unserem Garten
Gelb

Zitrone und Limone,
Melone und Aprikose,
Teerose und Mimose,
Sonnenbraut und Sonnenauge.

Safran, Seide,
Gold und Sand:

Gelb
ist anders
in jedem Land.

Gisela Munz-Schmidt
Aus: Schöner Fächer Regenbogen
Gedichte über Farben
Aquarell von Sibylle Buderath
Osterglocken, Detail

IRIS

Gelbe Schwertlilien in unserem Garten
Iris

Dreimaldreifachtanz!
Eleganz mit Charme und Stil,
Frühsommergefühl…

Gisela Munz-Schmidt
Haiku
Iris Superstition in unserem Garten
Schwertlilien 

Auf starken Stielen stolz und fest gehalten
können sie ihren Schleiertanz entfalten.
Mit Anmut, Farbe, Haltung wie aus klassischem Ballette
dreh‘n dreimal dreifach sie die Blütenpirouette
und steh‘n wie Primaballerinen,
welche selbstverständlich den Applaus erwarten:
verzauberte, verzaubernde Gestalten
in einem alten kultivierten Garten.

Gisela Munz-Schmidt 
Aus: Blumen am Weg

Aquarell von Sibylle Buderath in : Blumen am Weg
Iris Vanity in unserem Garten

Iris ist in der griechischen Mythologie die Göttin des Regenbogens,

und in allen Regenbogenfarben blühen die Schwertlilien.

Nach Homer war Iris auch eine Botin der Götter –

auch für manche von uns noch nachvollziehbar und glaubwürdig!

« Ältere Beiträge