Lyrik vom Bodensee

Autor: Gisela Munz-Schmidt (Seite 8 von 9)

IRIS

Gelbe Schwertlilien in unserem Garten
Iris

Dreimaldreifachtanz!
Eleganz mit Charme und Stil,
Frühsommergefühl…

Gisela Munz-Schmidt
Haiku
Iris Superstition in unserem Garten
Schwertlilien 

Auf starken Stielen stolz und fest gehalten
können sie ihren Schleiertanz entfalten.
Mit Anmut, Farbe, Haltung wie aus klassischem Ballette
dreh‘n dreimal dreifach sie die Blütenpirouette
und steh‘n wie Primaballerinen,
welche selbstverständlich den Applaus erwarten:
verzauberte, verzaubernde Gestalten
in einem alten kultivierten Garten.

Gisela Munz-Schmidt 
Aus: Blumen am Weg

Aquarell von Sibylle Buderath in : Blumen am Weg
Iris Vanity in unserem Garten

Iris ist in der griechischen Mythologie die Göttin des Regenbogens,

und in allen Regenbogenfarben blühen die Schwertlilien.

Nach Homer war Iris auch eine Botin der Götter –

auch für manche von uns noch nachvollziehbar und glaubwürdig!

HAIKU

Haiku Lyrik entspringt einer jahrhundertealten japanischen Tradition.

Ich habe die Variante mit

5 Silben

7 Silben

5 Silben

gewählt.

Warum so streng?

Meine eigene Haiku Sammlung ist durch die Betrachtung von Blumen inspiriert, und Blüten sind auch gesetzmäßig aufgebaut!

SONETT

Ich schreibe auch oft Sonette.

Das ist eine strenge europäische Gedichtform, die aus dem Italien des 13. Jahrhundert stammt, mit vorgegebenen Regeln, die in den verschiedenen europäischen Ländern unterschiedlich ausgeprägt waren.
Eine Wissenschaft für sich!

In meiner Lyrik finden sich noch 14 Zeilen, also zwei Quartette (mit dem Reimschema abba cddc )und zwei Terzette ( mit variierenden Reimen( efe fef) * alles andere- Silbenzahl und Metrik – handhabe ich frei.

Ich lese mir einfach , wenn ich ein Gedicht geschrieben habe, meine Zeilen laut vor, und dann bestimme ich, ob es stimmt!

* Zum Beispiel beim Gedicht Gehen und Verstehen

REIM

Reime sind Verse sind Gedichte.

Lyrik ist Poesie und braucht keine Reime.

Das weiß ich wohl,

aber ich bin reimverliebt!

(Siehe mein Gedicht Ich mag den Reim)

Das hat sicher mit meinem Weltverständnis zu tun :

Wiederholungen in Varianten kommen so häufig vor in der Natur und im Leben, so dass mir eine Übertragung in Sprache total organisch vorkommt.
In Gedichte gegen Gewalt habe ich eine Art Ghaselen geschrieben, eine alte arabische und persische Gedichtform, die einen einzigen Reim alternierend wiederholt, mit faszinierender eindringlicher beschwörender Wirkung.

Ein Ghasel besteht also aus einer Folge von jeweils zwei Verszeilen, deren zweite Zeile immer den im ersten Vers angewandten Reim hat.

Ein Beispiel:

Trost

Ich halte deine Schmerzen in mir aus
und sing so lang, bis deine Wunde heilt.
Inzwischen bauen andere ein Haus.
Solange sing ich, bis die Wunde heilt.
Ich binde aus vergessnen Blumen einen Strauß 
und singe lange, bis die Wunde heilt.
Auch wenn die anderen hasten, und ein jeder eilt:
Ich bin geduldig, und ich sing so lang, bis deine Wunde heilt.

Gisela Munz-Schmidt
Ghasel
Aus: Gedichte gegen Gewalt

Schon als kleines Mädchen, seit ich denken kann, habe ich in Liedern oder Versen auf ein Reimwort gewartet und mich gefreut, wenn es kam.

Im Leben gibt es Gesetze!

Die Welt hat eine Ordnung!


Erwartungen werden erfüllt!

Das fühlte ich, und es war wahr.

Ich wusste noch nicht, dass Gesetze gebrochen werden, Ordnung zu Chaos werden kann und Erwartungen sich nicht erfüllen.

Jetzt bin ich schon alt, aber unbeirrt stehe ich fest zum Reim.

WIR FRAUEN

Marita Hornberger
Einladungskarte zu ihrer Ausstellung
Malerei
in Langenargen 2010
Das Geheimnis

Es gibt ein Geheimnis,
das musst du mir lassen.
Sein Kern ist jenseits von Lieben und Hassen,
ist fern von Streicheln oder Streiten, 
weit ist sein Kern von Stunden oder Zeiten,
ist losgelöst von Gut und Böse, Ja und Nein,
ist abgewandt von Grob und Fein
und überschreitet Groß  und Klein,
lebt nicht in Hirn, Herz, Ader oder Bein;
ist weder Glück
noch Grausamkeit,
noch Trauer;
ist wie ein Wind,
ein Hauch,
der geht
und weht
durch jede Mauer.
Sein Kern ist wesenhaft und rein;
ist spürbar,
und doch nie zu fassen.
Dieses Geheimnis musst du mir lassen.

Gisela Munz-Schmidt

Aus:
Erfüllung finden



Marita Hornberger
Marlene Thomsen In: Erfüllung finden

Die Frau

Ich fühl mich wohl in meiner Frauenhaut.
Ich bin zwar nicht so groß und stark gebaut,
doch groß genug, mich ganz zu fassen,
und stark genug, mich ganz zu lassen.

Ich fühl mich wohl mit meinem Frauenherz.
Es ist zwar nicht so hart und fühlt sehr leicht den Schmerz,
doch hart genug, Schläge zu überstehen
und leicht genug, Fehler zu übergehen.

Ich fühl mich wohl mit meinem Frauenhaar.
Es wächst, du kannst die Jahresringe sehen.
Ich färb es ein und bleich es aus,
bind‘s fest zusammen, und ich lass es offen wehen.

Gisela Munz-Schmidt
Aus: Erfüllung finden

DIE BURG





Ölgemälde von Rudolf Munz
2000
Die Burg

Sagenumwoben 
sei die Burg,
so sagten sie, droben.

Wir stiegen hinauf, wo andere ritten,
umarmten einander, wo andere stritten,
scherzten da, wo andere litten,
inmitten der Mauern,
die fallen und dauern.
Falter flattern ums Gesicht,
Eidechsen huschen auf Steinesbänder,
weit blendende Sicht über Hügel und Berge und Länder,
auf Eisengeländer 
zerfallende Ränder,
vergessenes Rauschen ferner Gewänder.
Ein lautes Lied 
vom hohen Fried,
neben eingewachsenem Fries
Rüstungen, Ketten, Harnisch und Spieß,
Klagen aus Schutt und Verlies,
dazwischen Efeu, Ehrenpreis,  Rosen, Klee,
verklungenes Wimmern und Jammern
auf Stiegen, in Sälen, in Küchen und Kammern,
im Palas des Troubadouren Gedicht
von Neigung und Pflicht,
Dienst, Mut und Minne,
Krieg, Niederlage und Sieg -
Wir hielten inne,
verstanden den Pfad der eilenden Spinne,
begriffen Jubel und Weh:
belagern, erobern,
hungern und essen,
hauen und kosen,
streiten und raufen,
feiern und saufen,
stöhnen und röcheln und schnaufen,
liegen, stehen, reiten, sitzen,
frieren und schwitzen,
alleine und miteinander schlafen, 
loben, lachen, lieben, hassen, strafen
in allen Farben, schwarz und weiß -
tiefer Schacht,
Tag, Nacht,
Macht, Ohnmacht,
frei und gefangen,
Hoffen und Bangen,
Lohn, Hohn und Gericht,
das Rad und der ewige Kreis.

In jeglichem Reich
sind so alle Burgen.
So oder ähnlich und gleich.

Gisela Munz-Schmidt





Ich bin im Neckartal aufgewachsen und habe von Kindheit an Burgen als eigene besondere Welten erlebt. Inzwischen habe ich viele Burgen und Schlösser besucht und besichtigt, zwischen Verfall und Erhalt, und nie kann ich mich der Atmosphäre entziehen, die solche Schauplätze der Vergangenheit und Gegenwart darstellen.

Im Eigenverlag – und mit Unterstützung des Landkreises Bodenseekreis – habe ich zwei Hefte herausgegeben, die Sagengedichte aus unserer Region enthalten.

Da sie sich im Inhalt auf die Sammlung „ Sagen und Bräuche am Überlinger See“ von Theodor Lachmann beziehen, sind sie auch im Überlinger Museum erhältlich.

Der Medizinalrat Theodor Lachmann hatte seit 1870 eine Sammlung von Altertümern zur Überlinger Geschichte angelegt, die den Grundstock des städtischen Museums bildete, das 1913 von Victor Mezger im Reichlin-von-Meldegg-Haus eingerichtet wurde.

Ein Besuch des Museums lohnt sich!

“Kulturhistorisches Museum mit historischen Räumen, Kapelle, Kunst, Relikten und Garten mit Seeblick“





Titelbild: Stahlstich von Corradi
“Gallerthurm in Überlingen“
Titelbild: Steindruck von I.A.Pecht
„Die alte Felskapelle St. Catarina bey Überlingen“

OFFENE SEE

Offene See

Glänzende Gischt der Gegenwart!
Weite Wellen,
welche an endlosen Stränden versanden.
Albatrosflug.
Äneasfahrt.
Irgendwann
irgendwo
landen.

Gisela Munz-Schmidt
Aus: Kleine Gedichte -Große Gefühle
Lesezeichen
Aquarell von Marita Hornberger

A PLANT

A Plant

Leaf and root,
flower and fruit,
colour and shape,
nut and grape,
stem and bloom,
growth and boom,
gift and grant
you find in a plant.

Gisela Munz-Schmidt 



A Mother‘s Day Gift
If there wasn‘t…

If there wasn‘t the green of the meadows
and there wasn‘t the growth of the trees,
if there wasn‘t the red of the tulips
and there wasn‘ the humming of bees,
if there wasn‘t the thrill of the lilies
and there wasn‘t the veil of the rue,
if there wasn‘t the love of the iris
and there wasn‘t the bluebells‘ hue,
if there wasn‘t the eye of the violet
and there wasn‘t the scent of the thyme,
if there wasn‘t the charm of the roses
there would be to BEAUTY no rhyme.

Gisela Munz-Schmidt 

ROT

Zinnoberrote Geranienblüte auf unserem Balkon, 2022
ROT

Es pulst im Mohn.
Es blüht aus einer Rose.
Im Feuer glüht es,
und es sprüht dir
Sonnenfunken vor‘s Gesicht.

Rot ist Leidenschaft,
Rot ist Liebe,
und rot ist das ewige Licht.

Gisela Munz-Schmidt 
Aus: Schöner Fächer Regenbogen 
Gedichte über Farben
Roter Mohn Ölgemälde von Rudolf Munz, 2002
Aus: Schöner Fächer Regenbogen
Gedichte über Farben
Russische Übersetzung Vahan Alaverdian

Islandmohn Aquarell von Sibylle Buderath, Detail
Islandmohn Aquarell von Sibylle Buderath, Detail
Islandmohn

Gelb, orange, rot,
weiß, schwarzhaarige Stiele,
Tanz, beschwingt, im Licht.

Gisela Munz-Schmidt
Haiku


Mohnblüten Aquarell von Sibylle Buderath
Hibiskus Aquarell von Sibylle Buderath, Detail
Hibiskus 

Der Roseneibisch.
Dornlos gleicht er der Rose
in zarterem Laub.

Gisela Munz-Schmidt
Haiku
Blüten

Flatter-Blätter sind sie nur:
Stempel, Griffel,  Beutel, Narbe.

Aber sie sind Spur:
Fülle, Freude, Form und Farbe .

Gisela Munz-Schmidt
Aus: Blumen am Weg
Strauchpäonienblüte, in unserem Garten,
zwischen Giersch und Waldmeister gesteckt, 2022
Päonie

Pfingstrosenschönheit.
Was denn macht sie so reizvoll?
Ein offenes Herz.

Gisela Munz-Schmidt
Haiku
Strauchpäonienblüte im Garten von Marita Hornberger
Genieße des Frühlings
heiteres Spiel.
Doch bleibt die Frucht
jeder Blüte Ziel.

Gisela Munz-Schmidt
Hagebutten unserer Rosa Rugosa Hansa auf Brombeeren
Hagebutten

Die Frucht der Liebe.
Erinnerung an Blüten.
Das Ziel eines Jahrs.

Gisela Munz-Schmidt
Haiku

LIEBE

Wachsmalerei von HENRY 03.25.2022

Liebesgedicht

Die Nähe zu dir
ist mein Sinn.
Du bist hier
bei mir,
und ich bin.

So einfach wird das:
Ein Wunder. Kein Fragen.
In guten wie in schlechten Tagen.

Ich könnt‘ auch allein sein:
ein Solotanz.
Doch wir bleiben zusammen,
und so fühl‘ ich mich ganz.

Gisela Munz-Schmidt 
2022
Paare , Keramiken von Roswitha Schnitzer
Pastell von Johanna 96

Ich habe noch mehr Paare in unserem Haus gefunden, eine kleine Auswahl, Kunst bis Kitsch, alles dabei wie im wirklichen Leben.

Buchstützen Messing Katzen
Buchstützen Messing Gänse
Porzellanfigur Rosenthal Raymond Peynet
Paar aus unserer antiken Puppenstube
Yin und Yang

Oh ja die Sonne 
und zwischen den Sternen segeln!
Aber das Wasser und das Land, 
deine Augen und meine Hand,
Nehmen und Geben,
Ergänzungen prägen das Leben.

Gisela Munz-Schmidt
Aus: Kleine Gedichte -  Große Gefühle 
Der Reim

Ich mag den Reim wie eines Freundes Hand.
Ich mag die Frage, welche eine Antwort fand.
Ich mag das Bündel und das Band.
Ich mag den runden und achatpolierten Rand.
Ich mag das Paar, das heute an dem Strand
ganz eng umschlungen beieinander stand.
Ich mag das Wasser und das Land.
Ich mag den Reim.

Gisela Munz-Schmidt 
Aus: Kleine Gedichte -Große Gefühle
Marita Hornberger
Einladungskarte zu ihrer Ausstellung in Friedrichshafen 2007

Was ist eigentlich die Wirklichkeit?

Liebe

Geh doch zu den Rosen, 
wenn du wissen willst, 
was Liebe ist.
Sich öffnen. Sich verströmen.
Sein Äußerstes 
und Innerstes geben.
Trotz Regen, Sturm und Wind
für die Sonne leben.

Gisela Munz- Schmidt
Aus: Kleine Gedichte -  Große Gefühle



Gedichte vom Bodensee: AM BODENSEE

Lyrikbildband mit Aquarellen von Sibylle Buderath
im Verlag Stadler, Konstanz
Abbildung auf dem Umschlag: Überlingen im Morgendunst
Birken am Seeufer
Aquarell von Sibylle Buderath

Das Gedicht vom Bodensee

Das Gedicht vom Bodensee

Am Bodensee

Wasser und Hügel, der Möwen Flügel.
Nein, nicht nur Natur, Molassefelsen und Ried.
Kunst und Kultur, ein Lied, ein Gedicht.
Rebhänge,  Dörfer,  Spaziergänge, 
der hohen Berge nahes Gesicht.
Kirchen, Städte und Kapellen,
Quellen, Bäche, Strandesstellen,
Narrenhäs und Karbatschenschnellen,
Rummel und Bummel.
Bäume, Wiesen, Windes Spur,
Segel, Schiffe, Boote, Flauten,
Föhn und schöne alte Bauten.
Fremde Fahnen neben vertrauten.

Rote Äpfel, gelbe Birnen, grüne Nüsse.
Der Wellen Fluss. Der Kirschen Küsse.
Des Lebens Genuss, Sanftmut und Kühne.
Der Zeiten und der Schönheit Bühne.

Gisela Munz-Schmidt 
Aus: Wege zum See


Meine Grenzen

Sammeln,
suchen, staunen und stammeln
am Saum.

Meine Stimme laut und leise
wie der Wellen Schlag und Weise,
meine Grenzen Vogel, Wasser, Baum
und Traum.

Gisela Munz-Schmidt 
Aus: Wege zum See


Am See

Den Anker lichten,
das Licht verankern.
Träume leben,
Leben träumen.
Gefühle stillen,
Stille fühlen.
In Windes Räumen
Sehnsüchte kühlen.
Zwischen Masten, Seilen und Wellen
Fragen stellen.
Antworten geben.

Gisela Munz-Schmidt 
Aus: Wege zum See
Blick von Dingelsdorf auf die Birnau
Aquarell von Sibylle Buderath
Die Pfahlbauten in Uhldingen
Aquarell von Sibylle Buderath
Vorgänger

Hier
waren sie Fischer und Bauern,
stampften Körner, hielten Hunde,
legten Kräuter auf die Wunde,
woben ihr raues Gewand,
trugen Ringe und Reifen
an Hals und an Hand,
lernten vergessen und lernten begreifen,
jubeln und trauern,
handeln, tauschen, durch Wälder streifen,
sie siebten,
hämmerten, sammelten, pflückten,
zerlegten Wild, zerstückten 
Holz, jagten
und wurden selber getrieben, zögerten, wagten,
hassten,  bauten, beteten, liebten
so ähnlich wie wir.

Gisela Munz-Schmidt
Aus: Wege zum See
 
Am Uferpark Überlingen
Wege zum See

Die Wege zum See
sind Wege zum Ich.
Ich erfahre ihn
und dadurch mich.

Er liegt schimmernd vor mir,
ein großer Tiegel.
Ich schmelze ein
in seinen Spiegel.

Ich tauche unter,
und um meine Haut
wächst weiches Wasser
urvertraut.

Dann wandelt er mich,
und ich gehe weiter.
Erklärt unerklärlich
bleibt er mein Begleiter.

Gisela Munz-Schmidt
Aus: Wege zum See
Überlingen
Aquarell von Sibylle Buderath
My Borders

I collect
what I see:
My borders the water,
the hill
and the tree.

I collect
what I find:
My borders your smile,
the wind and the sun,
all the same kind.

Gisela Munz-Schmidt
From: My Way along Lake Constance

Uferpark Überlingen
Meditation

Go to the water
in meditation.
Integration.
A special act
of a deep effect.

It´s purification.
It´s realization.

It´s closing the eye.
It is bliss.

It´s going beyond the what and the why,
it´s like an embrace
of beauty and grace.
It´s unification,
of two fond lovers a kiss.

Gisela Munz-Schmidt
From: My Way along Lake Constance
Rudolf Munz Ölgemälde 2001
A Lake

The world is like a lake.
This bank here I know well.
Of others I hear tell.
It‘ a living place and a grace.
Learning is drop by drop,
understanding is wave by wave.

Full of secrets and relevation.
Full of submission and elevation.
Holding life like in a bowl
as my body is holding my soul.

Gisela Munz-Schmidt 
From: My Way along Lake Constance


Bronze Age Pile Village in Uhldingen (Part)
Watercolour by Sibylle Buderath
Ancestors

Here
they were living 
catching fish
preparing from raw seeds
their modest dish.
Teaching their children,
loving their wives,
cutting the beams
with their simple knives.
Mowing
and sowing,
praying,
singing and saying,
clinging.
Fighting their enemies with arrow and bow,
living through flow
and living through flood,
together kith and kin
almost like us,
but with redder blood
and with tougher skin.

Gisela Munz- Schmidt
From: My Way along Lake Constance
Rokokobasilika Birnau
Birnau
...
The sculptor´s tool,
the pious monk´s stool,
craft´s and art´s 
measure and rule,
the abbot´s mace,
the bishop´s mitre,
the madonna´s face,
and many a bride´s white lace.

Gisela Munz- Schmidt
From: My Way along Lake Constance

Birnau and Maurach
Watercolour by Sibylle Buderath

Gehen und Verstehen

Zeichnung von Marlene Thomsen
Aus: Erfüllung finden
Gehen und Verstehen

Wie hätt‘ ich das gebraucht:
mich ganz versenken.
Kein Überlegen und kein Zögern und kein Denken.
Wie gerne wär‘ ich auf den Grund hinabgetaucht.

Wie gerne wär‘ ich einfach abgeschwebt,
wär‘ wie ein Vogel losgezogen
und wäre einfach abgehoben.
Wie gerne hätt‘ ich unbewusst gelebt.

Zu leben ist ganz anders, als ich dachte.
Ich kann nur gehen, Schritt für Schritt,
und nur erweitern, wo ich einen Anfang machte.

Ich muss erfahren, wo ich lief und wo ich glitt,
ausloten, wann ich weinte, wann ich lachte, 
denn mein Verstand und meine Füße müssen mit.

Gisela Munz-Schmidt
Sonett
Aus:  Kleine Gedichte - Große Gefühle
Zeichnung von Marlene Thomsen
Aus :Erfüllung finden
Fortschritt

Ihr, meine Träume,
steht alle Spalier!
Lasst mich durch euch gehen,
zuerst mit tastenden Füßen,
dann sicheren Schritts,
in die Wirklichkeit.

Gisela Munz-Schmidt 
Aus: Kleine Gedichte - Große Gefühle

Hoffnung

Wie ein Goldwäscher
siebe ich 
Wörter
aus dem Sand.
Ein Nugget.
Ein Klümpchen Hoffnung,
es wäre
die Wahrheit.

Gisela Munz-Schmidt
Lesezeichen
mit Malerei von
Marita Hornberger

Gelassenheit

Tu doch den Wörtern nicht - 
so wie nichts und wie niemandem -
Gewalt an:
Sie stellen sich ein,
so wie Wind sich fügt um ein Blatt
oder wie Wasser,
das ruhig und lächelnd spielt an Gestein.

Gisela Munz -Schmidt 

Was mir wichtig ist

Blumensträuße aus einem Garten.
Spaziergänge zu jeder Jahreszeit.
Menschen und Liebenswürdigkeit.
Überraschungsfahrten.

Das Wirken großer Bäume.
Alte und neue Reime.
Saaten, Sprösslinge, Keime.
Das Wachsen in Träume.

Am Himmel die Sterne.
Hier die Farben.
Nähe und Ferne.

Verheilte Narben.
Früchte und Garben.
Und dass ich zu leben lerne.

Gisela Munz-Schmidt 
Sonett
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