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„Ein Mensch, der sein Herz an Tiere hängt.“
......
Ich sah dich traurig und allein
an deiner Ecke stehen.
Nach beiden Seiten konntest du noch gehen.
Da bat ich dich.
Und lockte dich mit einem Schälchen Milch.
Da strichst du mir ums Bein
und sahst mich an mit großen Augen,
die in der Nacht viel besser sehen.
Du brauchst mich für den Tag.
Ich brauch dich für die Nacht.
Da liegst du dann, nachdem du weit und fremd gezogen,
in meiner Beine Beuge. Dein Bild in meinem Herz.
Gisela Munz- Schmidt
Aus: Gedichte gegen Gewalt
Unsere Katze
Elegant und biegsam.
Schön und schmiegsam.
Sanfte Augen, Seidenfell.
Zärtlich, schmeichelnd, schnell.
Und ich tappe in die Kindchenschemafalle.
Spitze Zähne, scharfe Kralle.
Ein kleines Raubtier wohnt in unserem Haus.
Aus
die Maus.
Gisela Munz-Schmidt
Kein Leben ohne Katzentier
Baum hinauf und
Baum hinunter,
manchmal schläfrig,
meistens munter,
mal ist er lieb,
mal ist er wild
und häufig führt er was im Schild,
mal ein Raubtier,
mal lammfromm:
Kater Tom.
Gisela Munz-Schmidt
Die Sonne
Ein großer Feuerball
im kalten All,
das Leitgestirn, die Sonne.
Brand, Hitze, Feuersbrunst,
doch Leben auch und Wonne.
Nur durch den Sonnenstern
wächst jeder Samen, jeder Keim und jeder Kern.
Ich bin mitnichten
der erste Mensch, der sie verehrt
und bittet um die Gunst,
dass sie uns scheint
und wiederkehrt.
Überall gibt es Geschichten und Sagen.
Die Göttin! Ein Gott in einer Barke oder einem Wagen,
der in einem hohen Bogen,
von Pferden oder Drachen fortgezogen,
über unseren Himmel fährt.
Aufgestiegen, hinabgesunken,
in warmen Strahlen und glühenden, glänzenden Funken.
Und auch in mir
ist das Sonnengeflecht
und in dir...
Gisela Munz- Schmidt
Eine Rosenblüte
Sie rührt mich und macht mich betroffen:
So zart. So weiß. So offen.
Liebte ich nicht so wie sie?
Glich ich nicht auch einem Kind?
Erinnerung wiegt sich im Wind.
Wehmut vermischt sich mit Hoffen.
Gisela Munz- Schmidt
Weich und Weiß
Ich streichle weißen Sand
wie weiche Haut.
Es streichelt weicher Wind
die weiße Wolke.
Die Wellen streicheln sanft
das Land.
Das Land hält still
wie eine weiche weiße Hand
und wie die Wolke.
Gisela Munz-Schmidt
Weiße Orchidee
Rispen
sich entfaltender Blüten,
so wie jeder Tag
entsteht aus der Nacht...
Gisela Munz-Schmidt
Weiher und Schwan
Am Morgen liegt der Weiher
im Walde wach
und hängt dem Weinen und dem Greinen
der sieben Winde nach.
Es putzen sich die Enten,
Fasane stehn am Teich,
vom Walde schreit ein Käuzchen,
dem Weiher scheint es gleich.
Er wartet auf den Schwan.
Der Schwan ist sein Geselle.
Sein aufgeblähter Flügelrand
ist fein und weich und weiß
wie auch des Weihers Welle.
GISELA Munz-Schmidt
Weiß. Kristall. Eis.
Warum habe ich denn eigentlich keine Kristallkugel ?
Gar nicht neugierig, was die Zukunft so bringen könnte?
Ob Plan A sich verwirklicht, Plan B gebraucht oder Planlosigkeit nötig wird?
Vielleicht habe ich einfach Vertrauen.
Ein Tag lehrt den anderen.
Dies diem docet.
Notfalls habe ich natürlich meine kleine Meditationskugel…
Möwen
Sie besetzen jeden Pfahl,
ohne ihn je zu besitzen.
Anderes Recht gilt über dem See.
Fangen, flirren,
füttern, fliegen,
flattern, flitzen.
Gisela Munz-Schmidt
Vor dem Wort war der Klang, war der Urlaut, Wohllaut, war Gesang, war das Schwirren, Surren, Sirren und das Klirren, war das Summen, Knarren, Knarzen und das Brummen, war das Schnarren, Rauschen, Raunen und das Murmeln, war das Dröhnen und das Stöhnen und das Brausen, war das Weinen und das Heulen und das Greinen, war das Juchzen und das Schluchzen, war das Fiepsen und das Piepsen, war das Knistern und das Zischen, war der Rhythmus und die Stimme und der Takt, war der Schlag, der treibt und packt, war das Klagen einer Flöte, war das Rufen eines Hornes, war das Cymbal, war der Schall.
War das Wispern, Lispeln, Flüstern, war das Stampfen, Pfeifen und das Klopfen, war das Pochen und das Wirbeln, war das Zupfen und das Streichen, war das Quietschen und das Wimmern und das Rasseln, war das Grölen und das Nölen, war das Säuseln und das Prasseln, war das Schnurren und das Knurren, war das Trillern und das Tirilieren, war der Knall und der Prall, war das Rütteln und das Stoßen, war das Schütteln und das Hämmern, war das Gurren, Gellen, Jammern und das Jaulen, war der erste Schrei:
Und nichts ist vorbei. Wir erinnern's noch, in unseren Knochen und in unseren Poren, wissen alles, nichts ging unterwegs verloren, und wir spüren's in den Adern und in den Membranen, da tönt uns noch die Trommel unserer Ahnen, und wir fühlen es tief unter unserer Haut - Klänge sind uns urvertraut.
Wild Roses
Wild roses in an open field
like love longed for and found.
Mere heaven as a shield,
sheer feeling as a guide,
no need to hurry or to hide.
All senses keen, alert and wide.
To earth intrinsically bound.
Gisela Munz-Schmidt
A Bloom
A bloom‘s a work of art.
The artist I don't know.
But he or she makes grow
fine form and overflow
on sense and soul
and mind and heart.
Gisela Munz-Schmidt
The Poppy‘s Dance
The glance
and the dance
of a poppy
one day and one night.
Love in delight.
Mourning in trance.
Gisela Munz- Schmidt
A Plant
Leaf and root,
flower and fruit,
colour and shape,
nut and grape,
stem and bloom,
growth and boom,
gift and grant
you find in a plant.
Gisela Munz- Schmidt
Wasser
Mach mich doch nass -
es sprinkelt und glitzert und spritzt,
es perlt und trieft und tröpfelt,
es wellt und quillt und patscht,
es gluckst und glänzt und blubbert,
es schlabbert und schlubbert,
es quirlt und strudelt,
es sprudelt -
Wasser macht Spaß!
Gisela Munz-Schmidt
Aus: Wege zum See
Water
It sprinkles
and splishes
and sploshes
and splashes.
It rushes
and dashes.
It hurts
and it cools.
It is fear
and it‘ s fun.
It fools
with the wind
and it smiles
with the sun.
Gisela Munz- Schmidt
From: My Way along Lake Constance
Ein Kinderleben
Ein Kinderleben, ein Kinderland,
braucht Sonne und Hände, Wasser und Sand.
Hinter dem Deich und hinter dem Damm
hört die Welt auf, fängt die Welt an.
Hinter der Düne und hinter dem Deich
ist alles anders, sind alle gleich.
Bei Ebbe und Flut
ebbt alles ab, wird alles durchflutet,
und alles ist gut.
Gisela Munz-Schmidt
The Water in the Lake
Water of constant flow.
Water from ice and from snow,
from running falls of the mountains,
water of rivers and fountains,
water from streams and from brooks and from wells,
of rain, that fell drop by drop,
water that seeps and that swells.
Vapour and condensation.
Abundance and concentration.
Eternal circle
without any stop.
Gisela Munz-Schmidt
From: My Way along Lake Constance
Mein Fluss. Der Neckar
Wie jeder seine Bahn,
wie jeder seinen Weg,
so hat auch jeder
seinen Fluss.
Mein Fluss ist schmal und breit,
fließt zügig und hat Wehre.
Mein Fluss hat Arme alt und neu,
fließt dicht und dunkel aus der Kinderzeit
und hell und klärend durch die Zeit der Lehre.
Er mündet schwer beladen.
Wenn ich ihn heute suche,
sehe ich,
wie sich die Bahnen
und die Wege ändern.
Und finde doch den alten Schimmer
und die alten Stege
an seinen goldenen grünen Rändern.
Gisela Munz-Schmidt
Das Wasser
Es ist Stauung und Fluss.
Entzücken. Verdrießen.
Ist Stocken und Gießen.
Ist Starren und Schießen.
Ist Woge und Wiege und Welle.
Ist Quelle, Sog, Wirbel und Schnelle.
Ist Schnee auf dem Dach
und ist Eis unterm Fuß.
Ist Qual und ist Not und ist Strafe und Muss.
Ist Kuss auf den Lippen,
Glanz, Gunst und Genuss.
Es ist Anfang und Mitte und Schluss.
Gisela Munz-Schmidt
Das Wasser
Die alte Hydra mit den vielen Köpfen
und mit keinem
taucht wieder auf.
Du schlägst. Das Wasser weicht.
Du krallst. Und hast doch leere Hände.
Du dämmst es ein. Es dringt durch alle Wände.
Du kannst‘s nicht zwingen, und du kannst es nicht zerbrechen.
Wenn du es säuerst, wird sich´s ätzend rächen
und hilft dir doch, wenn deine Kraft nicht reicht.
Gisela Munz-Schmidt
Das Wasser ist wie wir
Das Wasser ist wie wir.
In einer weichen Wolke Schoß
wird langsam reif es und bereit
und wartet eine angemessene Zeit,
dann löst‘s sich los.
Das Wasser ist wie wir.
Als kleiner Tropfen schlägt‘s ungewappnet auf.
Es trifft auf eine vorbestimmte Stelle
in einen Kreis und wird zur Welle
und unentrinnbar rinnend beginnt es seinen Lauf.
Das Wasser ist wie wir.
Es will gesellig sein,
bringt sich bewegt bewegend in das Leben ein,
treibt um und an, wirkt hin und her
im großen Strom und mündet und geht auf im Meer.
Das Wasser ist wie wir.
Den Kreislauf zu vollenden
sucht es von Wärme angezogen
den hohen Himmelsbogen.
Und Enden wird zu Wenden.
Das Wasser ist wie wir...
Gisela Munz-Schmidt
Im Wasser
Ich liege treibend auf dem Wasser,
und es wachsen mir
Gedanken aus dem Kopf und Worte
so wie Haare.
Ich suche tastend zu ergründen,
ob das,
was wehend aus mir wächst,
ein Teil ist auch von mir,
oder ob ich,
so treibend,
ein Wesen schon geworden bin der andern Welt,
die ich nicht kenne,
ich mir selber fremd.
Ich fühle jede einzelne Wurzel aus mir wachsen
und geh mit jeder Faser auf in meinem Element
und bin mit meiner Haut und meinen Haaren
vom Wasser völlig ungetrennt wie Wasserpflanzen.
Ein abgegrenzter Teil.
Und doch ein Teil vom Ganzen.
Gisela Munz-Schmidt
Mein Element
Das wilde Wasser ist mein Element,
wenn’s hoch in tausend Tropfen schlägt,
weil es mich nimmt und es mich kennt,
weil es mich hält und weil‘s mich trägt.
Das milde Wasser ist mein Element,
wenn‘s weich mir um die Füße spielt,
wenn‘s zärtlich an die Brust mir zielt
und weil‘s, was brennt, mir kühlt.
Gisela Munz-Schmidt
Aus: Wege zum See
Two Faces of Water
Water is mild
like bathing a child,
tender and soothing
and smoothing.
Strong and seductive,
hard and destructive
water is wild.
Gisela Munz-Schmidt
From: My Way along Lake Constance
Dieses Meer
Dieses Meer ist mir zu groß,
wirft mich um,
treibt mich aus
blauer Lippen,
jagt mir kalte Schauer
über und über -
diese harten Steine
brennen in meine Füße
ihre spitzen alten unmissverständlichen Zeichen:
Ich bin,
spricht die Erde,
stärker als du,
kleiner Mensch,
und das sagt sie
ohne Hohn,
einfach so,
übermächtig.
Gisela Munz-Schmidt
Farewell
Schwimm, Liebes, schwimm,
ich halte dich nicht mehr.
Du gehst hinunter
und du suchst das Meer,
ich werde bleiben.
Schwimm, Liebes, schwimm.
Die Wege trennen sich.
Zwei Schiffe, die sich grüßen.
Zwei Schiffe ohne Wiedersehen,
die zu verschiedenen Häfen gehn,
die unter anderen Farben stehn
und andere Segel hissen.
Zwei Menschen, die die Winde und die Zeit
aus ihren Armen rissen.
Die auseineinandertreiben.
Und wie du bist und wie du warst
werd ich mit wunden Fingern in die Haut
von anderen Lieben schreiben.
Ich werde dich vermissen.
Gisela Munz-Schmidt