Die treue Amme auf Bodman Zu Bodman im großen Rittersaal saßen Herren beim Rittermahl anno 1307, so hat es der Chronist geschrieben. Zwar war der Hausherr gerade auf Reisen, doch auch ohne ihn ließ es sich trefflich speisen. Sie aßen und zechten und lachten, nichts Böses sie ahnten, sie machten Pläne, redeten, tranken und breiteten aus so manchen Gedanken und erzählten vielleicht auch so manchen Witz. Da plötzlich! Aus düsterem Himmel ein Blitz! Und dann ein grollender Donnerschlag, die Nacht grell erleuchtet wie heller Tag. Es saßen todgeweiht die Ritter mitten in diesem Feuergewitter. Und ach! Eine riesige lodernde Flamme! Das sah tief erschrocken die treue Amme. Ihr Herz, das zuckte: „Das Kind! Der Erbe! Was kann ich tun, dass er nicht sterbe!“ Versperrt durchs Feuer waren Stiegen und Gänge, doch unten standen die Leut im Gedränge und sahen entsetzt und fassungslos das lichterloh brennende Ritterschloss. Da nahm die Amme ganz geschwind das geliebte Kind und packte es in Kissen ein, legte es in einen Kessel hinein, verschloss denselben, einen Spalt ließ sie offen und rief hinunter, mit Bangen und Hoffen: “Hebt auf das Kind! Nehmt in Gotts Namen an es, es ist der Erbe, der kleine Johannes!“ Im Gestrüpp blieb er hängen, im Kessel gebettet, die Leute fanden ihn, das Kind war gerettet. Der Burgherr selbst, als er kehrte zurück, fand Unglück vor, doch fand er auch Glück, seine Burg zwar verbrannt, doch sein Kind am Leben. Was kann es größere Freude geben? Alle von Bodman, die nach ihm kamen, tragen bis heute Johannes im Namen. So ist es geschehen, vor langer Zeit. Die treue Amme hieß Adelheid. Gisela Munz-Schmidt Nach: Theodor Lachmann, Sagen und Bräuche am Überlinger See
Wo die Burg gestanden, ließ der Burgherr Hans von Bodman eine Kapelle bauen zu Ehren „Unserer lieben Frauen“, weshalb der Berg von jetzt an Frauenberg genannt wurde.
Siehe auch die ausführliche BROSCHÜRE
Der Frauenberg
Sagen vom Bodensee
Das Nebelmännle von Bodman
Das Nebelmännle von Bodman Das Trübe, Vage, Falbe, Nasse, das Ungewisse und das Blasse, feuchtes Wabern, hell und bleich, das ist des Nebelmännleins Reich. Blicklos, sichtlos, weiß wie Milch, im Nebel herrscht der kleine Knilch. In seinen fahlen grauen Schwaden bewirkt das Männlein manchen Schaden, sein Nebelstreif erschafft den Reif an ersten zarten Rebenblüten, und auch die Fischer sollten sich hüten, dass der Nebel sie nicht gänzlich verwirre und sie führe in die Irre und das Männlein sie in die Tiefe zieht, wie das so manches Mal geschieht. Doch einem Herrn von Bodman verhalf es zum Glück. Blicken wir in das Vergangene zurück: Der Ritter, bevor er verließ sein Haus, tauschte liebend zwei goldene Ringe aus, wenn nach sieben Jahren er nicht wiederkäme, seine Liebste einen anderen zum Manne nähme. Er ritt in die Ferne, sah Länder weit, sah Berge und Meere, so verging die Zeit. Da lockte ihn auf einen Hügel ein Licht. Ein kleines Männlein zu ihm spricht. Es wollte ihm ein Versprechen entlocken. Ihn störten so sehr die Nebelglocken! Wenn der Ritter das Läuten unterbinde, er seine Braut gleich wiederfinde. Schneller als Wind und alle Pfeile, wie des Menschen Gedanken so schnell er eile nach Bodman. Als dann die Braut ihrem Glas einen Ring entnahm, erkannte sie ihren Bräutigam. So drang der Liebe Sonnenschein in den dichten Nebel ein. Und versprochen! Wahrhaftig bis heute schweigt der Nebelglocken Geläute. Gisela Munz-Schmidt Nach: Theodor Lachmann, Sagen und Bräuche am Überlinger See
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