Es wurde nicht nur ein Friedhof geschändet.
Was dann?
Der Glaube.
Und sie zerstörten nicht nur Kreuze.
Was sonst?
Hoffnung.
Und es wurden nicht nur Steine beschmiert.
Was noch?
Wiedergutmachungsversuche.
Und es wurden nicht nur die Toten beleidigt.
Wer denn?
Ihre Angehörigen,
ihre Freunde,
die Erbauer der Gräber,
ihre Nachbarn
und überhaupt…
Wer überhaupt?
Du.
Ich.
Gisela Munz-Schmidt
Aus: Gedichte gegen Gewalt
mit Bildern von Horst Müller
Weitere Auszüge aus „Gedichte gegen Gewalt“ finden sich unter der Rubrik Themen .
Der mittelalterliche Ritter Albero von Bodman war in einem Kreuzzug in türkische Gefangenschaft geraten. Da er seinem christlichen Glauben nicht abschwören wollte, wurde er jahrelang festgehalten. Er sehnte sich nach seiner Heimat Hohenbodman.
Sehnsucht nach Heimat,
was bedeutet das?
Sehnsucht nach Kindheit, Geborgenheit,
nach Unbefangenheit,
nach Spielen im Wald, im Feld, im Gras,
nach Singen und Lachen und Stromern und Schweifen,
mit Hunden und Pferden die Gegend durchstreifen,
Sehnsucht nach Freude und Spaß.
Nach Verstecken
und Entdecken.
Nach Springen und Ringen und Toben,
nach Kräfteerproben!
Und nicht zu vergessen:
Nach Lieblingsessen!
Nach dem Duft der Kindheit und nach Gerüchen
in Stuben und Ställen und Kellern und Küchen.
Nach vertrauten Lauten, geteilten Geheimnissen,
nach Lernen, Erfahren und Hören und Wissen.
Sehnsucht nach Freunden und Kameraden,
nach Mutter und Vater und allen Lieben,
der ersten, der letzten, der großen,
nach Umarmungen, nach Küssen und Schmusen und Kosen…
Wie durch ein Wunder, mit göttlicher Hilfe, konnte er heimkommen.
Als Dank hat er die Kapelle Maria im Stein gestiftet, weil er da seine Burg zum ersten Mal wiedersah.
1217 starb er in seiner geliebten Heimat.
Hier können wir seiner Sehnsucht nachspüren.
Gisela Munz-Schmidt
Wilderich Graf Bodman schrieb mir auf meine Nachfrage:
„Leider haben wir keine Unterlagen über diesen Namensträger, der der Überlieferung nach die Kapelle Maria im Stein gestiftet hat. In unserer Stammtafel wird ein Albero de Podeme genannt, der 1213 auf einer Urkunde des Stauferkönigs Friedrich II. als Zeuge aufgeführt ist. Sein Sohn, der angeblich 1217(?) verstorbene Albero de Bodemin, hat nach einer Salemer Urkunde 1217 dem Kloster einen Weinberg bei Überlingen übergeben, weil er sich einem Kreuzzug angeschlossen hat. Im Zusammenhang mit diesen Familienmitgliedern können Sie gerne das Stammwappen mit den drei Lindenblättern aufnehmen.“
Wappen von 1340 in Hohenbodman steht die tausendjährige Linde, daher wohl die drei Lindenblätter im Wappen derer von und zu Bodman
Quellen: Gedenktafel Maria im Stein
Broschüre Lippertsreute Maria im Stein, Regensburg 2000 S.4
Unten: Wegtafel mit Informationen zu Maria im Stein als Wallfahrtsort