Es wurde nicht nur ein Friedhof geschändet.
Was dann?
Der Glaube.
Und sie zerstörten nicht nur Kreuze.
Was sonst?
Hoffnung.
Und es wurden nicht nur Steine beschmiert.
Was noch?
Wiedergutmachungsversuche.
Und es wurden nicht nur die Toten beleidigt.
Wer denn?
Ihre Angehörigen,
ihre Freunde,
die Erbauer der Gräber,
ihre Nachbarn
und überhaupt…
Wer überhaupt?
Du.
Ich.
Gisela Munz-Schmidt
Aus: Gedichte gegen Gewalt
mit Bildern von Horst Müller
Weitere Auszüge aus „Gedichte gegen Gewalt“ finden sich unter der Rubrik Themen .
Der mittelalterliche Ritter Albero von Bodman war in einem Kreuzzug in türkische Gefangenschaft geraten. Da er seinem christlichen Glauben nicht abschwören wollte, wurde er jahrelang festgehalten. Er sehnte sich nach seiner Heimat Hohenbodman.
Sehnsucht nach Heimat,
was bedeutet das?
Sehnsucht nach Kindheit, Geborgenheit,
nach Unbefangenheit,
nach Spielen im Wald, im Feld, im Gras,
nach Singen und Lachen und Stromern und Schweifen,
mit Hunden und Pferden die Gegend durchstreifen,
Sehnsucht nach Freude und Spaß.
Nach Verstecken
und Entdecken.
Nach Springen und Ringen und Toben,
nach Kräfteerproben!
Und nicht zu vergessen:
Nach Lieblingsessen!
Nach vertrauten Lauten, geteilten Geheimnissen,
nach Lernen, Erfahren und Hören und Wissen.
Sehnsucht nach Freunden und Kameraden,
nach Mutter und Vater und allen Lieben,
der ersten, der letzten, der großen,
nach Umarmungen, nach Küssen und Schmusen und Kosen…
Wie durch ein Wunder, mit göttlicher Hilfe, konnte er heimkommen.
Als Dank hat er die Kapelle Maria im Stein gestiftet.
1217 starb er in seiner geliebten Heimat.
Hier können wir seiner Sehnsucht nachspüren.
Gisela Munz-Schmidt
Wilderich Graf Bodman schrieb mir auf meine Nachfrage:
„Leider haben wir keine Unterlagen über diesen Namensträger, der der Überlieferung nach die Kapelle Maria im Stein gestiftet hat. In unserer Stammtafel wird ein Albero de Podeme genannt, der 1213 auf einer Urkunde des Stauferkönigs Friedrich II. als Zeuge aufgeführt ist. Sein Sohn, der angeblich 1217(?) verstorbene Albero de Bodemin, hat nach einer Salemer Urkunde 1217 dem Kloster einen Weinberg bei Überlingen übergeben, weil er sich einem Kreuzzug angeschlossen hat. Im Zusammenhang mit diesen Familienmitgliedern können Sie gerne das Stammwappen mit den drei Lindenblättern aufnehmen.“
Wappen von 1340 in Hohenbodman steht die tausendjährige Linde, daher wohl die drei Lindenblätter im Wappen derer von und zu Bodman
Quellen: Gedenktafel Maria im Stein
Broschüre Lippertsreute Maria im Stein, Regensburg 2000 S.4
Unten: Wegtafel mit Informationen zu Maria im Stein als Wallfahrtsort
.
Wer mehr über den Turm von Hohenbodman und seine Geschichte erfahren möchte, dem sei die 2019 erschienene äußerst fundierte Broschüre von Rudolf Koch ans Herz gelegt.
Seit 1972 ist Hohenbodman ein Ortsteil von Owingen.
Fotos: Karl Beck Aus der Broschüre Owinger Linden, 1991Gisela Munz- Schmidt Aus der Broschüre Owinger Linden , 1991
Die Linde
Um jede Linde
liegt ein Zauber
und ein Bann.
Du gehst hinein,
und süß und leicht
schlägt sie dich ein
in weiche Blätter.
Und du wirst leicht und süß und lind
in ihrem dichten Kreis.
Ein weiches Kind.
Und nimmst ein Blatt ein Herz.
Es zieht dich immer wieder hin.
Es zieht dich an.
Um jede Linde
liegt ein Zauber
und ein Bann.
Gisela Munz-Schmidt
Im Wald verborgen an heimlichem Platz
finden die Sucher ihren Schatz,
denn zwischen Moos und Flechtenfilz
wächst so mancher Speisepilz.
Finden macht Freude, gut essen auch,
deshalb ist Sammeln beliebter Brauch.
Es braucht ein wohltrainiertes Auge,
ob so ein Pilz zum Essen tauge,
denn wenn man einen Falschen trifft,
ist dieser innen voller Gift!
Es würd im Magen richtig flau,
genöss man Trichterling Nebelgrau,
und auch der braune Strubbelkopf
soll nicht in einen Suppentopf!
Bringe ja nicht auf den Tisch
den Pilz gleich einem Tintenfisch.
Es wächst auch giftig stolz und bitter
am End der Violette Ritter!
Du solltest auf keinen Fliegenpilz fliegen,
denn du könntest üblen Krämpfen erliegen.
Siehst Stinkmorcheln du und das Hexenei,
geh wie auch beim Satansröhrling schnellstens vorbei!
Sieht einer aber aus wie Stein,
schmeckt er gebraten köstlich fein,
und wenn ich ganz genau hingucke,
seh ich im Klee die Krause Glucke,
zu Hause gesäubert, mit Eischaum garniert,
danach gebacken oder frittiert.
Saftlinge - paniere sie und brate,
seien sie kegelig oder rot wie Granate,
und wie ein Kuhmaul, feucht vom Schlecken,
kannst du den Kuhmaulpilz dir lassen schmecken.
Vom Walde draußen, alles frisch,
landen die Pilze auf unserem Tisch.
Wir finden sie in Forst und Flur,
feine Geschenke der Mutter Natur!
Gisela Munz-Schmidt
Für alle Pilzfreundinnen und Pilzfreunde, besonders aber für Sibylle und unsere Nachbarin Ully, für Christian und Jaron und meine verstorbene Schwester Brigitte, die das “Pilzauge“ hatte!
Schwammerln
Gelbe Pfifferlinge in der Pfanne,
das duftet nach Waldspaziergängen
und nach Kindheit,
als ich noch klein war
und froh,
einen Steinpilz
von einem Pfifferling
unterscheiden zu können
und beide richtig benennen.
„Schwammerln“,
sagte mein Vater,
in der Steiermark geboren,
und meine schwäbische Mutter sagte:
„So, jetzt isch alles in Butter,
und drüber für jeden ein Ei.“
Gisela Munz-Schmidt
Ich wünsch dir Glück, doch lass es bleiben, dir dieses Glück einzuverleiben!
Im Wein
Eines ganzen Sommers volles Leben
wächst in den Reben.
Sonne, Wind und Hitze,
Regen, Hagel, Blitze,
mancher Tage Schwüle,
mancher Nächte Kühle,
die leichten Stunden,
die schweren,
das alles liegt in den Beeren.
Nach dem Lesen
kommt das Wesen
der Zeiten
ins Glas hinein.
Und du schmeckst,
wie das Jahr war,
im Wein.
Gisela Munz-Schmidt
Rudolf Munz Stillleben mit Zitronen , Weinglas und Kerze , Detail, Öl, 1995
In vino veritas
Wein wärmt und mundet
und rundet
den Tageslauf.
Erinnerungen blitzen auf
von neuen und von alten Zeiten,
so gleiten
sie selig und sacht
hinüber in die Dämmerung und in die Nacht.
Gefühle und Gedanken zerfließen.
Im Wein die Wahrheit suchen?
Die Macht der Sucht verfluchen?
Die Wahrheit liegt zwischen den Zeilen.
Das Glück liegt im Verweilen
und im wohltuenden Genießen.
Gisela Munz-Schmidt
Ernte aus dem eigenen Garten
Veränderung
Es ist eine andere Wärme,
die aus dem Kühlen entsteht.
Es ist ein anderer Wind,
der jetzt den Herbst herweht.
Es ist eine andere Sonne,
mit weicheren, milderen Strahlen.
Und andere Farben sind es,
die Blüten und Blätter und Früchte malen.
Gisela Munz-Schmidt
Das Füllhorn
Wenn du im Park spazieren gehst,
die bunten Blätter unter deinen Füßen,
die Statue siehst am Wegesrand,
mit einem Füllhorn übergroß in Arm und Hand -
Ein Füllhorn, nein,
ist nie aus Stein!
Aus warmen Händen ist es,
weicher Haut,
lebendiger Stimme,
die dir wohl vertraut,
und auch aus Augen,
die dir Liebe lächeln
und dich grüßen.
Gisela Munz-Schmidt
Summer
Summer sets sail,
sun and sunshine prevail.
Harbour good-bye,
gold ‘s in the sky.
Breezes blow well,
spinnakers swell -
every wind‘s friend am I.
Gisela Munz-Schmidt
From: My Way along Lake Constance
Sibylle Buderath Abendstimmung mit Booten vor der Insel Reichenau Aquarell 2020
Föhnstimmung
In der Silberschmiede
des Windes
schmilzt der See
und glänzt sich aus.
Da glänze ich wortlos
mich ein.
Gisela Munz-Schmidt
Aus: Wege zum See
Foehn Mood
This is what happens many a day.
At a sudden it's warm
in a very strange way.
The air is clear.
The mountains seem near.
The lake shines like a melting pot.
Glittering shivering burning hot.
A prince and a princess.
An access. An excess.
From long ago and recently told.
Love is madness.
A fancy. A frenzy.
Water is silver and gold.
Gisela Munz-Schmidt
From: My Way along Lake Constance
Marita Hornberger Am Wasser II 2007 Acryl auf Maltuch
Wasser
Mach mich doch nass -
es sprinkelt und glitzert und spritzt,
es perlt und trieft und tröpfelt,
es wellt und quillt und patscht,
es gluckst und glänzt und blubbert,
es schlabbert und schlubbert,
es quirlt und strudelt,
es sprudelt -
Wasser macht Spaß!
Gisela Munz-Schmidt
Aus: Wege zum See
Foto: Georg Schmidt
Water
It sprinkles
and splishes
and sploshes
and splashes.
It rushes
and dashes.
It hurts
and it cools.
It is fear
and it‘ s fun.
It fools
with the wind
and it smiles
with the sun.
Gisela Munz- Schmidt
From: My Way along Lake Constance
Foto: Georg Schmidt
Ein Kinderleben
Ein Kinderleben, ein Kinderland,
braucht Sonne und Hände, Wasser und Sand.
Hinter dem Deich und hinter dem Damm
hört die Welt auf, fängt die Welt an.
Hinter der Düne und hinter dem Deich
ist alles anders, sind alle gleich.
Bei Ebbe und Flut
ebbt alles ab, wird alles durchflutet,
und alles ist gut.
Gisela Munz-Schmidt
The Water in the Lake
Water of constant flow.
Water from ice and from snow,
from running falls of the mountains,
water of rivers and fountains,
water from streams and from brooks and from wells,
of rain, that fell drop by drop,
water that seeps and that swells.
Vapour and condensation.
Abundance and concentration.
Eternal circle
without any stop.
Gisela Munz-Schmidt
From: My Way along Lake Constance
Mein Fluss. Der Neckar
Wie jeder seine Bahn,
wie jeder seinen Weg,
so hat auch jeder
seinen Fluss.
Mein Fluss ist schmal und breit,
fließt zügig und hat Wehre.
Mein Fluss hat Arme alt und neu,
fließt dicht und dunkel aus der Kinderzeit
und hell und klärend durch die Zeit der Lehre.
Er mündet schwer beladen.
Wenn ich ihn heute suche,
sehe ich,
wie sich die Bahnen
und die Wege ändern.
Und finde doch den alten Schimmer
und die alten Stege
an seinen goldenen grünen Rändern.
Gisela Munz-Schmidt
Am Neckar in Heilbronn 2022
Das Wasser
Es ist Stauung und Fluss.
Entzücken. Verdrießen.
Ist Stocken und Gießen.
Ist Starren und Schießen.
Ist Woge und Wiege und Welle.
Ist Quelle, Sog, Wirbel und Schnelle.
Ist Schnee auf dem Dach
und ist Eis unterm Fuß.
Ist Qual und ist Not und ist Strafe und Muss.
Ist Kuss auf den Lippen,
Glanz, Gunst und Genuss.
Es ist Anfang und Mitte und Schluss.
Gisela Munz-Schmidt
Das Wasser
Die alte Hydra mit den vielen Köpfen
und mit keinem
taucht wieder auf.
Du schlägst. Das Wasser weicht.
Du krallst. Und hast doch leere Hände.
Du dämmst es ein. Es dringt durch alle Wände.
Du kannst‘s nicht zwingen, und du kannst es nicht zerbrechen.
Wenn du es säuerst, wird sich´s ätzend rächen
und hilft dir doch, wenn deine Kraft nicht reicht.
Gisela Munz-Schmidt
Das Wasser ist wie wir
Das Wasser ist wie wir.
In einer weichen Wolke Schoß
wird langsam reif es und bereit
und wartet eine angemessene Zeit,
dann löst‘s sich los.
Das Wasser ist wie wir.
Als kleiner Tropfen schlägt‘s ungewappnet auf.
Es trifft auf eine vorbestimmte Stelle
in einen Kreis und wird zur Welle
und unentrinnbar rinnend beginnt es seinen Lauf.
Das Wasser ist wie wir.
Es will gesellig sein,
bringt sich bewegt bewegend in das Leben ein,
treibt um und an, wirkt hin und her
im großen Strom und mündet und geht auf im Meer.
Das Wasser ist wie wir.
Den Kreislauf zu vollenden
sucht es von Wärme angezogen
den hohen Himmelsbogen.
Und Enden wird zu Wenden.
Das Wasser ist wie wir...
Gisela Munz-Schmidt
Marita Hornberger Unterwasser V
Im Wasser
Ich liege treibend auf dem Wasser,
und es wachsen mir
Gedanken aus dem Kopf und Worte
so wie Haare.
Ich suche tastend zu ergründen,
ob das,
was wehend aus mir wächst,
ein Teil ist auch von mir,
oder ob ich,
so treibend,
ein Wesen schon geworden bin der andern Welt,
die ich nicht kenne,
ich mir selber fremd.
Ich fühle jede einzelne Wurzel aus mir wachsen
und geh mit jeder Faser auf in meinem Element
und bin mit meiner Haut und meinen Haaren
vom Wasser völlig ungetrennt wie Wasserpflanzen.
Ein abgegrenzter Teil.
Und doch ein Teil vom Ganzen.
Gisela Munz-Schmidt
Mein Element
Das wilde Wasser ist mein Element,
wenn’s hoch in tausend Tropfen schlägt,
weil es mich nimmt und es mich kennt,
weil es mich hält und weil‘s mich trägt.
Das milde Wasser ist mein Element,
wenn‘s weich mir um die Füße spielt,
wenn‘s zärtlich an die Brust mir zielt
und weil‘s, was brennt, mir kühlt.
Gisela Munz-Schmidt
Aus: Wege zum See
Foto: Dr. Werner Schmidt
Two Faces of Water
Water is mild
like bathing a child,
tender and soothing
and smoothing.
Strong and seductive,
hard and destructive
water is wild.
Gisela Munz-Schmidt
From: My Way along Lake Constance
Foto: Dr. Werner Schmidt
Dieses Meer
Dieses Meer ist mir zu groß,
wirft mich um,
treibt mich aus
blauer Lippen,
jagt mir kalte Schauer
über und über -
diese harten Steine
brennen in meine Füße
ihre spitzen alten unmissverständlichen Zeichen:
Ich bin,
spricht die Erde,
stärker als du,
kleiner Mensch,
und das sagt sie
ohne Hohn,
einfach so,
übermächtig.
Gisela Munz-Schmidt
Farewell
Schwimm, Liebes, schwimm,
ich halte dich nicht mehr.
Du gehst hinunter
und du suchst das Meer,
ich werde bleiben.
Schwimm, Liebes, schwimm.
Die Wege trennen sich.
Zwei Schiffe, die sich grüßen.
Zwei Schiffe ohne Wiedersehen,
die zu verschiedenen Häfen gehn,
die unter anderen Farben stehn
und andere Segel hissen.
Zwei Menschen, die die Winde und die Zeit
aus ihren Armen rissen.
Die auseineinandertreiben.
Und wie du bist und wie du warst
werd ich mit wunden Fingern in die Haut
von anderen Lieben schreiben.
Ich werde dich vermissen.
Gisela Munz-Schmidt
Frühling auf der Mainau Aquarell von Sibylle Buderath
Mainau
Bäume, mächtig,
alt und stark,
Blumen, prächtig
im weiten Park,
Beete von Blüten,
von blauen und roten,
Exoten
wie Boten,
barocke Räume,
Tulpen, Dahlien, Rosenträume,
Brunnen, die sich am Wege ergießen,
bunte Pflanzen an Hängen, in Wiesen,
Gewächse, welche gedeihen und sprießen,
Farben, die ineinanderfließen:
Kommen. Bleiben. Genießen.
Gisela Munz- Schmidt
Aus: Wege zum See
Sommertag auf der Mainau Aquarell von Sibylle Buderath
The Island of Mainau
An island that holds
very special treasures,
full of blooms and of butterflies,
full of wonders and pleasures.
The tulips in spring,
in summer the roses,
beautiful dahlias late in fall.
The charms of nature this island exposes.
Full of trees and fine flowers,
and I do love them all.
Gisela Munz-Schmidt
From: My Way along Lake Constance
An die Insel Mainau habe ich viele persönliche Erinnerungen – an Besuche allein, mit Familie oder mit Freundinnen und Freunden.
In diesem Zusammenhang fällt mir immer wieder ein, wie sich Sibylle Buderath und ich auf unser Buch „Rosen am Weg“ vorbereiteten. Sibylle wollte ihre Rosenaquarelle „en plein air“ malen, wurde aber immer wieder von neugierigen Menschen gestört, die ihr über die Schulter blicken wollten. So zogen wir zu zweit los, sie verschwand hinter die Rosenbüsche mit ihrer Staffelei, fand Motive zum Malen, und ich stand vorne als Wächterin am Weg und ließ mich durch Beobachtungen und Einsaugen der rosealen Atmosphäre inspirieren, konnte so die Leute ablenken, und wenn Sibylle fertig war, gingen wir zusammen ins Café und schauten und besprachen, welche Bilder und welche Texte zusammenpassen könnten.
Hier drei Beispiele aus unserem Lyrikbildband ROSEN AM WEG:
Aquarell von Sibylle Buderath
Gedicht von Gisela Munz- Schmidt
Aquarell von Sibylle Buderath
Gedicht von Gisela Munz-Schmidt
Aquarell von Sibylle Buderath
Gedicht von Gisela Munz- Schmidt
Auf der Insel Mainau wird nicht nur der Schönheit und Vielfalt der Pflanzen gehuldigt, sondern durch naturnahe Areale und informative Anlagen wird auch das ökologische Bewusstsein geschärft.
Besonders der Insektenschutz verdient Beachtung! Im Schmetterlingshaus und in Insektenhotels versammeln sich zahlreiche Vertreter der Insektenfamilien.
Für den NABU Überlingen habe ich 2018 eine Art Pamphlet verfasst,
nachdem ich auf den Hortus Insectorum und das Netzwerk von Markus Gastl aufmerksam gemacht wurde.
Weil die Mainau sich auch dem Insektenschutz verschrieben hat, stelle ich es hier ein, ohne Anspruch auf literarische Qualität!
Die Inhalte der Paarreime sind allerdings unbestritten.
DAS INSEKT
Das Insekt
Vor 400 Millionen Jahren, so wurde entdeckt,
lebte bereits das erste Insekt.
Und jetzt müssen wir leider, ohne Fragen,
seinen gewaltigen Rückgang beklagen.
Früher klebte es an Fensterscheiben,
da brauchen wir es längst nicht mehr abzureiben.
Möglicherweise haben
wir es unter Asphalt begraben?
Oder es hat einfach zu viel Glyphosat, Phosphat, Nitrat geschluckt
und das Zeug einfach nicht ausgespuckt?
Mit Blümchen und Bienchen ist es auch nicht weit her,
Monokulturen sind artenleer.
Auch die Gärten mit Schotter, Granit und Kies
sind für das Insekt kein Paradies.
Selbst der fliegende Luftverkehr
macht dem Insekt das Leben schwer.
Zwischen Hochhäusern findet sich auch nicht schnell
ein angemessenes Insektenhotel.
Nicht mal auf dem Balkon den Zwetschgenkuchen
will so ein Insekt noch einmal versuchen.
Kein Tier tanzt dir, summ summ, brumm brumm,
auf deiner Menschennase herum.
Die Leute müssen sich nun wohl bequemen,
Bestäubung mit Pinseln selbst vorzunehmen.
Und die Insektenfresser, fast hätt ich´ s vergessen,
müssen nun halt jetzt was anderes fressen.
Das Insekt, verachtet und verhasst,
hat sich eben nicht angepasst!
Ach Gott, was wird meine Liste lang,
allmählich wird mir um das Insekt doch bang.
Es dämmert mir langsam, und mir wird klar,
das Insekt ist in großer Lebensgefahr.
Und also zitiere ich Einstein hier:
Erst stirbt das Insekt. Dann sterben wir.
Gisela Munz-Schmidt
Marita Hornberger Einladungskarte zu ihrer Ausstellung Malerei in Langenargen 2010
Das Geheimnis
Es gibt ein Geheimnis,
das musst du mir lassen.
Sein Kern ist jenseits von Lieben und Hassen,
ist fern von Streicheln oder Streiten,
weit ist sein Kern von Stunden oder Zeiten,
ist losgelöst von Gut und Böse, Ja und Nein,
ist abgewandt von Grob und Fein
und überschreitet Groß und Klein,
lebt nicht in Hirn, Herz, Ader oder Bein;
ist weder Glück
noch Grausamkeit,
noch Trauer;
ist wie ein Wind,
ein Hauch,
der geht
und weht
durch jede Mauer.
Sein Kern ist wesenhaft und rein;
ist spürbar,
und doch nie zu fassen.
Dieses Geheimnis musst du mir lassen.
Gisela Munz-Schmidt
Aus:
Erfüllung finden
Marita Hornberger Marlene Thomsen In: Erfüllung finden
Die Frau
Ich fühl mich wohl in meiner Frauenhaut.
Ich bin zwar nicht so groß und stark gebaut,
doch groß genug, mich ganz zu fassen,
und stark genug, mich ganz zu lassen.
Ich fühl mich wohl mit meinem Frauenherz.
Es ist zwar nicht so hart und fühlt sehr leicht den Schmerz,
doch hart genug, Schläge zu überstehen
und leicht genug, Fehler zu übergehen.
Ich fühl mich wohl mit meinem Frauenhaar.
Es wächst, du kannst die Jahresringe sehen.
Ich färb es ein und bleich es aus,
bind‘s fest zusammen, und ich lass es offen wehen.
Gisela Munz-Schmidt
Aus: Erfüllung finden
Eine Insel, hoch geehrt,
Augia, all ihrer Ehren wert.
Reichenau
Die ganze Insel
ein großer Garten.
Doch ich suche immer bloß
das Klostergärtle
an der alten Mauer
mit den Minze
und der Eberraute
und der Weinraute
und der schönen gallischen Ros‘.
Gisela Munz-Schmidt
Walafrid Strabo, der seit 825 Mönch des Benediktinerklosters auf der Reichenau war, beschrieb die Rose Anno 827 so:
…Flor ihrer purpurnen Blüte,
die allen Schmuck der Gewächse
Alsbald an Kraft und Duft, wie man sagt, so weit überstrahlte,
Dass man mit Recht als die Blume der Blumen sie hält und erkläret.
Natürlich hat Walafrid lateinisch geschrieben:
Nun fehlt noch ein Bild einer gallischen Ros: Meine schöne Tuscany Superb gehört auch zur Familie!
Übrigens wird der Klostergarten für das Jubiläumsjahr 2024 neu und groß angelegt, und hoffentlich vergessen die Gartengestalter die Rose nicht!
Stahlstich von Corradi, Ausschnitt, Titel von Sagenhaftes, Gedichte um alte Sagen von Gisela Munz-Schmidt
Nach der Sammlung von Theodor Lachmann, Sagen und Bräuche am Überlinger See
Mehr über Sagen findet sich bei den Themen: Burgen und Sagen
Sonne steigt empor.
Ein neuer Tag beginnt.
Guten Morgen, Welt!
Haiku, Chat GPT
Rambler Rose Goldfinch
Das Foto habe ich aber selbst heute morgen, 17. Juni 2023, in unserem Garten gemacht.
Gisela Munz-Schmidt
Unser Sohn Georg hat Chat GPT aufgefordert, Haikus über das Thema „Gisela und ich“ zu schreiben.
Hier eine Auswahl:
Gisela und ich,
Ein harmonisches Duett,
ChatGPT als Freund.
Gisela fragt viel,
ChatGPT gibt kluge Sicht.
Gemeinsam stark.
Giselas Neugier,
Chat GPT gibt Perspektive,
Ein Erkenntnisfluss.
Giselas Fragen,
ChatGPT gibt Antworten,
Wissen wird geteilt.
Gisela und ich,
Zusammen in digitaler Welt,
ChatGPT als Begleiter.
Giselas Gedanken,
Mit ChatGPT vereint,
Weisheit entfaltet.
Na dann!!!!!!
Haikus lasse ich in Zukunft nur noch von ChatGPT entwerfen, Sonette schreibe ich noch selbst.
Unsere Hände
Ich sehe eine Hand, seh´, wie sie sucht.
Sie tastet über Ecken, Kanten, Bogen,
als wäre sie von Grenzen angezogen,
voll Unrast, wie ein irrer Geist, verflucht.
Ich blicke stumm auf meine Hände.
Was haben sie getan, was unterlassen!
In ihnen liegt mein Tun, mein Lieben und mein Hassen.
Es ist, als ob mein Leben ich in ihnen fände.
Alle Vergangenheiten fließen durch die Poren,
was wir erstrebten und was wir verspielten,
was wir gewonnen haben und was wir verloren.
Und unsere Hände, sie begriffen, wenn wir fühlten, wenn wir zielten!
Oft leben wir getrennt, einsame Toren.
Wie wäre es, wenn wir uns an den Händen hielten?
Gisela Munz-Schmidt
Aus: Sonette
Alabasterfigur Diskuswerfer, Teilansicht
Porzellanfigur T. v. Waldenfels, Teilansicht
Ufer
Ufer ist das, was trennt.
Ufer ist das, was verbindet.
Und so ist das Ufer jenes Stück Land,
das ist wie das Wort.
Und die Hand.
Gisela Munz-Schmidt
Aus dem Lyrikbildband Wege zum See, Verlag Stadler, Konstanz
Auf Kommando drücken,rücken,
in Vierergruppen
schieben, wuppen,
hoch das kranzgeschmückte Holz!
Der Zimmerergilde ganzer Stolz!
Unser Applaus ist euer Lohn,
und die Erquickung wartet schon.
Das Brauchtum weiht den Maien ein,
begleitet vom Musikverein.
Gisela Munz-Schmidt
Einen herzlichen Gruß sende ich heute an alle meine Leserinnen und Leser auf der ganzen Welt, die seit einem Jahr meine Homepage besuchen und hoffentlich dabei Freude, Mitgefühl, Kunstgenuss und Erbauung verspüren und mit mir auf Gedankenreise gehen auf vergnüglichen oder nachdenklich stimmenden Wegen.
Ich bin sehr dankbar, dass ich auf diese Weise meine Gedanken und auch die Bilder befreundeter oder verwandter Künstlerinnen und Künstler mitteilen kann!
World Wide Web ist keine Floskel: die Tausenden Besucherinnen und Besucher meiner Website kommen aus vielen Ländern der Welt:
Nach Häufigkeit zähle ich auf: Germany, United States, China, Netherlands, Austria, Switzerland, France, Russia, Afghanistan, Philippines, Egypt, Denmark, Malaysia, Chile.
Also gehen herzliche Grüße und gute Wünsche in alle Welt!
Frohe Ostern und: Bitte bleiben Sie mir gewogen!
Gisela Munz-Schmidt
Hast du‘ s gesehen?
Es blühen die Zärtlichen, Zarten!
Vorbei alles Warten.
Sonne wächst aus dem Garten.
Gisela Munz-Schmidt